Mitten ins Herz

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cabotcove Avatar

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**Inhaltliches**

Der kleine Jack ist 5 Jahre alt und lebt mit seiner 26-jährigen Mutter in nur einem Raum, von ihm auch nur „Raum“ genannt. In diesem Raum wurde Jack auch geboren. Jack mag fernsehen und wird von seiner Mutter immer noch gestillt. Sie haben sich ihren Alltag mehr oder minder gut eingeteilt, beschäftigen sich mit Spielen u.ä.

Nachts kommt „Old Nick“, wie Jack ihn nennt, und mißbraucht die Mutter. Dafür wird Jack in den Schrank gelegt, damit er nichts mitbekommt und schläft, doch er zählt die Quietscher im Bett mit, bekommt also trotzdem alles mit.

Hat er die Beiden dort eingesperrt ? Ist er der Vater von Jack ?

Eines Tages sagt seine Mutter Jack, sie müssten fliehen, denn es gäbe nicht nur den Raum, sie und ihn „in echt“ (Jack weiß z. Bsp., dass seine „Freunde“ im Fernsehen nicht „in echt“ sind), sondern noch sehr viel mehr, „da draußen“... Das wolle sie ihm nicht vorenthalten, er sollte alles sehen.

**Cover**

Ich schätze, das Cover wurde hier betont schlicht gehalten, wie auch bei der Originalausgabe „Room“. Das finde ich den einzig passenden Weg, ebenso wie den Originatitel wörtlich zu übernehmen, denn meiner Meinung nach gab es zu Beiden nichts treffenderes.

**Schreibstil**

Dass sie den kleinen Jack selbst über sein Leben und das seiner Ma, wie er sie nennt, berichten lässt, wirkt im ersten Moment beklemmend und fast möchte man nicht weiterlesen, weil es so ist. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist dieser Stil anfangs schon, aber dann wird einem klar, dass es auch hier nur den einen Weg gab, die Geschichte richtig zu erzählen, denn nur so wird der Schrecken wirklich deutlich und ich denke, das wollte die Autorin auch erreichen, den Leser aufrütteln und zum Nachdenken bewegen.

**Meinungen**

„ **Wenn Du "Raum" gelesen hast, mag die Welt noch sein, wie sie ist. Aber Du selbst hast Dich verändert“ – Audrey Niffenegger**

Da hat sie nicht unrecht...

Ich habe mitgefiebert, ob den Beiden die Flucht gelingt, wie sie dann draußen zurechtkommen werden, ob überhaupt, denn schließlich kennen sie die Welt „da draußen“ ja nicht, zumindestens nicht Jack. Die Mutter lebt seit gut sieben Jahren in dem Raum und kann sich noch an früher erinnern - an ihre Adoptiveltern und ihren Bruder Paul. Sie möchte, dass Jack sie kennenlernt.

Emma Donoghue schildert die Geschichte des kleinen Jack und seiner Mutter so eindringlich, dass sie einem noch lange im Gedächtnis haften bleibt. Eine an sich eher traurige Geschichte, die auch „sehr leise“ daherkommt/präsentiert wird, aber trotzdem eine Wucht hat, wie ich es zuvor noch nicht gelesen habe.

Emma Donoghue soll von der Geschichte der Elisabeth Fritzl und ihren Kindern zu dem Roman inspiriert worden sein, habe ich gelesen. Wenn man deren Geschichte kennt (wie wahrscheinlich fast jeder), sieht man schon einige Parallelen zu dem Fall Fritzl, aber die Autorin hat nicht alles übernommen, sondern eine ganz eigene Geschichte daraus gemacht, was mir sehr gut gefallen hat. Besser, als wenn sie die Fritzl-Geschichte nacherzählt hätte, so bleibt es individueller und ist trotzdem sehr authentisch.

**Mein Fazit**

Beeindruckend, atmosphärisch, fesselnd und sehr nachhaltig.

Ein ganz besonderes Buch, das eine außergewöhnlich dicht gewobenene Geschichte erzählt, die einen packt und nicht mehr loslässt.

Ein Buch, über das man noch längere Zeit nachdenkt und das man empfehlen sollte.