Originell, bedrückend, spannend, hoffnungsvoll

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marialein Avatar

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Ein bedrückenderes Thema kann man sich wohl kaum vorstellen: eine junge Frau wird von einem Mann entführt, in ein schall- und blickdichtes Gartenhäuschen gesperrt und jahrelang missbraucht. Schließlich bekommt sie auch noch ein Kind, Jack, dass sie auf diesem engen Raum groß zieht und die ersten fünf Jahre seines Lebens nicht anderes kennt als Raum, und alle Dinge darin, die „in echt“ sind, während alles andere nur „Fernseher“ ist…

Der Roman ist sehr gewagt: die Geschichte wird aus Jacks Sicht erzählt. Der Stil ist perfekt den Kenntnissen und Ausdrucksmöglichkeiten des Jungen angepasst und auch, wenn manche Formulierungen sehr eigenartig sind, versteht man doch immer, was gemeint ist, und kann sich ebenso gut in die Personen hinein versetzen wie bei einem erwachsenen Erzähler. Schreibstil hat auch den Vorteil, dass die Geschichte dadurch etwas aufgelockert wird – schmerzhafte Tatsachen werden auf naive Weise und teilweise recht lustig umschrieben, so dass ein gutes Gleichgewicht entsteht.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Er schafft es, eine dramatische Geschichte glaubwürdig und spannend zu erzählen. Die Sprache ist einfach beeindruckend. Ein großes Lob auch an den Übersetzer – auch ohne das Original zu kennen, bin ich mir sicher, dass er hier ganze Arbeit geleistet hat.

Raum würde ich jedem empfehlen, der spannende und originelle Lektüre sucht. Solange man mit dem harten Thema, das ja leider auch sehr realitätsnah ist, umgehen kann.