Raum- Emma

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lesemaus01 Avatar

Von

Raum- Emma Donoghue

Inhalt:

Jack, fünf Jahre alt, lebt mit seiner Mutter in Raum. Raum und die Dinge, die sich darin befinden sind für ihn alles, was existiert. Das, was im Fernsehen läuft, ist nicht die Realität. Die Figuren dort sind zwar seine Freunde, aber er weiß, dass sie nicht echt sind. Die einzige weitere echte Person die er kennt, ist Old Nick. Und Old Nick kommt fast jeden Abend wenn Jack in Schrank liegt, zu seiner Mutter. Jedes Mal zählt Jack die Anzahl, die das Bett qietscht, bis es vorbei ist...
 

Bald darauf versucht Jacks Mutter dem Jungen deutlich zu machen, dass es auch noch eine Welt außerhalb von Raum gibt. Jack begreift dies nur schwer und versucht gelegentlich das Gespräch zwischen den beiden zu unterbrechen. Nach kurzer Zeit aber weiß er, was draußen noch so alles existiert und schon bald kommt seine Mutter mit den Fluchtplänen...
 

Jack versucht mehrmals seine Mutter davon zu überzeugen, die Flucht noch ein Jahr hinauszuzögern, bis Jack bereit dazu ist. Doch seine Mutter will es schon morgen...
Wird Jack seiner Mutter helfen? Wird er sich tot stellen, damit Old Nick in nach draußen bringt, und Jack fliehen kann, um Hilfe zu holen?
Und würde er sich in der großen weiten Welt überhaupt zurechtfinden geschweige denn verstehen, was um ihn rum passiert?
 

Meine Meinung:

Meiner Meinung nach hat Emma Donoghue mit "Raum" ein großartiges Werk geschaffen.  Mit ihrem detaillierten Beschreibungen und genauen Informationen lässt sie in das Leben eines fünf- jährigen Jungen hinab tauchen, der ein vollkommen anderes Weltbild hat, als die Menschen, die nicht in Raum leben.
Jack kennt nur seine sechsundzwanzig-jährige Mutter, die mit ihm in Raum lebt, und die Gegenstände, die sich dort befinden. Er hat noch nie frische Luft gerochen, noch nie andere Menschen gesehen bzw. gleichaltrige Kinder mit denen er spielen konnte. Dies konnte er immer nur mit seiner Mutter. Er führt ein vollkommen abgeschottetes Leben, für das nur Old Nick die Verantwortung trägt.
 

Dadurch ist es auch vollkommen verständlich, dass er in der Außenwelt nach der Flucht große Probleme hat, zurechtzukommen. Er kann weder Treppen rauf und runter gehen, noch hat er eine genaue Raumvorstellung, sodass er ständig gegen irgendetwas läuft, fällt und sich Verletzungen zuzieht. Er kennt niemanden und hat es schwer, sich mit diesen Menschen normal zu unterhalten. Er braucht immer noch die Gewohnheiten und Rituale, die er mit seiner Mutter in Raum hatte.
 

Auch seine Mutter hat schwere psychische Schäden aus diesem sieben Jahren mitgenommen. Es fällt ihr schwer, andere Menschen an sich ran zu lassen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Die ganzen schlechten Erfahrungen, die sie mit Old Nick gemacht hat, treibt sie letztendlich dazu, zu versuchen, sich das Leben zu nehmen. Gott sei Dank überlebt sie und rappelt sich wieder auf.
Im wahren Leben würden Jack und seine Mutter Ewigkeiten brauchen, um über dieses Trauma hinweg zu kommen, wenn sie es überhaupt schaffen würden.
 

Das Buch ist aus der Sicht des kleinen Jack geschrieben, sodass ich noch intensiver in dieser Geschichte drin war. Einige Grammatikfehler des Jungen haben das Lesen zu Beginn etwas holprig gemacht, was sich aber im Laufe des Romans gelegt hat, da man sich an diese Fehler gewöhnt hat. Die etwas kindlichen Aussagen des Jungen haben mich zum Ende hin schon ein wenig seufzen lassen, da es irgendwann anstregend wurde. Da das Buch aber nicht allzulang ist, habe ich da drüber hinweg gesehen. Dennoch war dieses Buch wirklich spannend, da einzelne Szenen wirklich spannend erzählt wurden z.B. die Flucht: Wird dem kleinen Jack die Flucht nun gelingen? Findet Old Nick heraus, dass er gar nicht tot ist, sondern sich nur tot stellt? Es waren wirklich sehr fesselnde Momente zu finden, bei denen man dann auch gar nicht aufhören wollte zu lesen.
 

Zu Beginn, als die Autorin noch alles ganz genau und ins kleinste Detail beschrieben hat, dachte ich, dass das Buch wohl etwas langatmig werden könnte. Ist es aber nicht, da man diese Beschreibungen später braucht, um die Geschichte und den Zusammenhang zu verstehen.

Alles in allem ist dieses Buch absolut lobenswert. Emma Donoghue kann einem gewillten Leser wirklich die Augen öffnen. Und zwar in dem Sinne, dass jeder einzelne Mensch für sich herausfinden muss:
Was ist für mich am wichtigsten?
Greife ich gewisse Menschen an, wenn ich in einer bestimmten Weise handel oder etwas sage?
Wie kann ich mit gewissen Situationen am besten umgehen?
Mit welchen Menschen fühle ich mich wirklich wohl und auf welche kann ich verzichten?

Mit all diese Fragen wird man in irgendeiner Weise in diesem Buch konfrontiert. Ob bewusst oder unbewusst.

Mich hat dieses tolle Buch aber auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht.