Sehr, sehr beeindruckend und berührend

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mollymoon Avatar

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"Raum“ ist der mit am nachhaltig beeindruckendste Roman, den ich je gelesen habe. Dabei hat er mir gar nicht von an Anfang an gefallen und ich wollte ihn schon weglegen. An den Schreibstil muss man sich erst gewöhnen. Ich hatte im Vorfeld eine Bewertung gelesen, in der eine Leserin mit der Ausdrucksweise des Ich-Erzählers Jack nicht klarkommt. Das konnte ich anfangs durchaus verstehen. Jack ist 5 Jahre und aus dessen Sicht wird die Geschichte erzählt. Als ich das verinnerlicht habe, bin ich auch mit der Erzählweise klargekommen. Ein 5-jähriger spricht und denkt nun mal nicht wie ein Erwachsener, da stimmt die Satzstellung und Grammatik nicht immer.

Jacks Ma wurde vor sieben Jahren entführt und im ‚Raum’ gefangen gehalten. In der Gefangenschaft wurde ihr Sohn Jack geboren. Seitdem sitzen sie dort bis zu ihrer Flucht. Sie haben nur sich. Und ein Fernsehgerät. Aus dem Fernsehen lernt Jack ein Leben, welches für ihn nicht realistisch ist. Reell ist für ihn nur ‚Raum’. Seine Ma erklärt ihm, dass es außerhalb des ‚Raumes’ durchaus eine Welt gibt, in der man leben kann, so wie sie im Fernsehen gezeigt wird. Die Mutter selbst erst Anfang 20 macht ihrem Sohn das Leben so erträglich wie möglich. Es gibt einen geregelten Tagesablauf. Mit Essen werden sie regelmäßig vom Entführer versorgt. So manche Dinge werden zu Spielzeug umfunktioniert, es existieren ein paar wenige Bücher, aus denen Ma vorliest. Sie schlafen gemeinsam in einem Bett. Oft schläft Jack aber auch im Schrank, weil Old Nick, so nennt er den Entführer, manchmal seine Ma nachts aufsucht und vergewaltigt. Zur Belohnung gibt es sonntags Sonntags-Guttis. Zur Bestrafung wird auch schon einmal der Strom abgeklemmt. Ein Teppich spielt eine große Rolle für Jack im ‚Raum’, auf der Flucht und danach. Als seine Ma ihn mit dem Fluchtplan vertraut macht, möchte er nicht weg, denn sein zu Hause ist ‚Raum’. Die Flucht gelingt und nun müssen Beide in der realen Welt, mit all ihren Höhen und noch mehr Tiefen zurechtkommen. Dieses Zurechtkommen hat mich eigentlich noch mehr berührt, als das Leben in der Gefangenschaft. Ich habe allerhöchsten Respekt vor der Autorin Emma Donoghue, wie beeindruckend, gefühlvoll, berührend, detailgetreu, spannend und vor allem glaubhaft sie die Geschichte vermittelt.

Ich möchte Jedem empfehlen, dieses bewegende und berührende Buch unbedingt zu lesen. Für mich ein absolutes Highlight in diesem Lesejahr. Ich bin so froh, es nicht beiseite gelegt zu haben, denn da hätte ich echt etwas verpasst. Ich wünsche mir mehr von der Autorin. Danke Emma Donoghue.