Tragisch, dramatisch, mitreißend, emotional

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Als Jack 5 Jahre alt wird, glaubt er noch, die Welt bestünde nur aus dem kleinen Raum, in dem er mit Ma wohnt. Doch dann fängt Ma an, ihm die Wahrheit zu erzählen und Jacks Welt zu 'entlügen'. Es beginnt eine spannende Befreiung aus dem Raum und eine harte Probe für eine ganz besondere Mutter-Sohn-Beziehung.

"Raum" ist die dramatische Geschichte einer jungen Frau, die mit 19 Jahren entführt, eingesperrt und vergewaltigt wird. Jack, das Kind dieser Misshandlung, steht im Mittelpunkt des Romans, aus seiner Sicht wird die Geschichte erzählt. Durch seine kindliche Perspektive ergibt sich ein eigenwilliger Schreibstil, der den Blickwinkel des Kindes jedoch wunderbar deutlich macht und der Geschichte gleichzeitig eine beeindruckende Eindringlichkeit verleiht.

Emma Donoghue erzählt die mitreißende Geschichte vor allem aus zwei Gründen sehr realistisch und spannend: Zunächst einmal ist dort der Konflikt zwischen den Wünschen von Mutter und Sohn: obwohl beide zu ihrem alten Leben zurückkehren wollen, bedeutet das für die Mutter, dass sie zu ihrer Familie, ihren Freunden und einem Leben als normale junge Frau zurückkehren will. Für Jack hingegen bedeutet das, nach Hause, in den Raum zurückzukehren. Zweitens besticht Donoghues Roman durch ihren Detailreichtum: Allein die vielen verschiedenen Spiele und Aktivitäten, die sich Jack und Ma im Laufe der Jahre als Beschäftigung in ihrem Raum ausgedacht haben, zeugt von tiefem Einfühlvermögen.

Doch das eigentlich herausragende an diesem Roman ist, dass es nicht nur darum geht, dem Leben im Raum zu entkommen, sondern darum, einen richtigen Weg nach der Befreiung zu finden und in einer Welt zurecht zu kommen, von der man 7 Jahre lang nichts mitbekommen hat oder - wie in Jacks Fall - deren Möglichkeiten und Eigenarten sich erst nach 5 Jahren eröffnen.

Insgesamt ist "Raum" ein Roman, den man nicht so schnell aus der Hand legen kann, der berührt und nachdenklich stimmt. Es ist ein Roman, der an das tragische Schicksal von Natascha Kampusch erinnert und vor Augen führt, wie real und brutal eine solche Tat ist.