Gefühl der Hoffnungslosigkeit

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Hoffnungslosigkeit – das war das vorherrschende Gefühl, das ich nach der Lektüre von Lukas Rietzschels zweitem Roman hatte. Hoffnungslos ist die Geschichte von Jan, dessen Leben sich zwischen dem Krankenhaus, in dem er noch arbeitet, das jedoch bald schließt, und der Kellerwohnung im Haus seines Vaters, eingerahmt von Plattenbauten und leerstehenden Gebäuden, abspielt. Parallel dazu wird die Familiengeschichte des Künstlers Georg Baselitz erzählt, der noch vor dem Bau der Mauer nach West-Berlin übergesiedelt ist, während seine Eltern und sein Bruder in seinem Heimatort in Sachsen geblieben sind. Nach und nach erfahren die Leser*innen, wie die beiden Geschichten, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, zusammenhängen und wie Jan – so wie alle Protagonisten des Romans – zum Raumfahrer wird, weder der Gegenwart noch der Vergangenheit zugehörig.
Der Schreibstil des Autors ist schnörkellos und eher beschreibend-nüchtern. Dies hat es mir sehr schwer gemacht, Zugang zu den Emotionen der Charaktere zu finden und ich konnte mich nicht richtig in sie hineinversetzen. Hinzu kommt, dass die Wechsel zwischen den Zeitebenen nicht gekennzeichnet sind, so dass ich irgendwann den Faden verloren habe und mein Lesefluss immer wieder unterbrochen wurde. Es werden einige interessante Themen aufgegriffen (z.B. Stasi, Beziehung zur alkoholkranken Mutter), jedoch werden diese meiner Meinung nach zu oberflächlich abgehandelt.
Interessant fand ich wiederum, wie der Autor mit seinem Stil das oben schon erwähnte Gefühl der Hoffnungslosigkeit und den depressiven Grundtenor erzeugt, aber letztendlich konnte mich die Geschichte nicht wirklich überzeugen und hat mich verwirrt -schwebend als Raumfahrer*in- zurückgelassen, vor allem, da auch das Ende offen ist.