Ein starkes dystopisches Setting, das es sich in der Handlung manchmal etwas zu einfach macht

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„RC 2722“ von David Moitet brilliert durch ein beklemmendes und erschreckend realitätsnahes Setting in der nahen Zukunft: Aufgrund des Klimawandels steigen die Temperaturen auf der ganzen Welt, und auch in Frankreich wird das Wasser knapp. Der Strom der Klimaflüchtlinge geht gen Norden, dann breitet sich jedoch eine Krankheit rasant in den Lagern aus, die einen Großteil der Menschheit auslöscht und den Rest in unterirdische Bunker zwingt. Dort wächst der mittlerweile fast erwachsene Oliver auf und lernt nie etwas anderes kennen, bis sein Bruder an die Oberfläche verbannt wird und er ihm folgen muss.

Oliver stellt bald fest, dass die Erdoberfläche zwar einer Wüste ähnlich sieht und teils radioaktiv verstrahlt, aber keinesfalls völlig unbewohnbar und vom Virus verseucht ist. Gemeinsam mit der gleichaltrigen Tsché, einer hartgesottenen jungen Frau, die sich schon lange in der rauen Wüste durchschlägt, macht er sich auf die Suche nach seinem Bruder. Dabei lernt er schnell die mannigfaltigen Gefahren dieser Welt kennen, die meistens von skrupellosen Mitmenschen und der unbarmherzigen Umwelt ausgehen. Nach und nach erfährt er, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte, und lernt einiges über seine eigene Familiengeschichte.

Die düster geschilderte Welt und das faszinierende Setting machen dieses Jugendbuch zu einer unterhaltsamen Lektüre mit viel aktuellem Potenzial. Leider verläuft die Handlung stellenweise jedoch recht oberflächlich und vorhersehbar und wird damit dem äußerst spannenden Setting nicht ganz gerecht. Viele Konflikte lösen sich zu einfach auf, wodurch die erbarmungslose verbrannte Erde und die brutale Vergangenheit auf merkwürdige Art konterkariert werden. So bleibt einiges etwas unbefriedigend – es ist zwar ein Jugendbuch, jedoch könnte man hier auch jüngeren Lesenden durchaus etwas mehr zumuten.

Alles in allem ein spannendes Buch mit vielen aktuelle Bezügen, einem atmosphärischen Setting und einer gut durchdachten Prämisse. Kleine Abzüge gibt es für die oft etwas stark vereinfachte Handlung, jedoch bleibt das Buch eine Leseempfehlung für Lesende ab 12 Jahren, die Lust auf Dystopien haben.