Der kalte Cyberkrieg

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djojo Avatar

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Lukas ist ein Computer-Genie. Vor mehr als zwei Jahren ist ein Teil seines genialen Computer-Codes NORT an die falschen Leute geraten, welche mit allen Mitteln versuchten sein Programm vollständig zu ergaunern – Menschenleben waren dabei nicht viel wert. Lukas entging diesen Mächten nur durch einen inszenierten Selbstmord und die Flucht auf eine einsame Insel. Heute lebt er in Stuttgart und arbeitet er als freier Spiel-Designer für die Avaleet AG, einer der renommiertesten Computerspiele-Hersteller. Trotzdem hat ihn die Vergangenheit noch nicht ganz losgelassen und hin und wieder begibt er sich in den Cyberspace und macht sich auf die Suche nach den Hintermännern, die seinerzeit für seine notwendige Flucht verantwortlich waren.

Ralf, ein Freund von Lukas lebt ebenfalls in Stuttgart und arbeitet in der Redaktion der links-revolutionären Zeitung Chronos. Basierend auf den Enthüllungen von Lukas konnte die Zeitung bereits einen großen Erfolg verbuchen und nachdem Lukas durch die Leaking-Organisation Underground.org an brisantes Material kommt wittert er die Chance für eine neue große Reportage. Das brisante Material über eine internationale Gemeinschaft mit dem Namen Bohemian Groove wird von Tommy, einem Schweitzer Netzaktivisten nach Deutschland zu Lukas gebracht. Dicht gefolgt von einer NSA Agentin mit dem inoffiziellen Auftrag die Informationen zu beschlagnahmen.

Gerhard Weber, Chef von Avaleet schickt derweil seine Nichte Simone Weber aufgrund eines nicht verarbeiteten Kindheitstraumas zu Gustav Elvert. Gustav Elvert ist ein guter Psychotherapeut und nach der langen Zeit der Behandlung von Lukas auch ein guter Freund dessen.

_„»Alicia«, sagte ich und machte einen entschlossenen Schritt auf sie zu. »Du solltest wirklich wissen, dass man sich mit Hackern besser nicht anlegt.« »Du hast recht«, sagte sie.“ (S. 219)._

Manuela Reizel schreibt ungewöhnlich nah und trotzdem distanziert. Der meiste Text ist eine objektive Sicht auf die Geschichte, durch kleinere Passagen aus Lukas’ Ich-Perspektive entsteht jedoch eine Nähe zu seinen Gefühlen und seinem Empfinden. Die Protagonisten sind allesamt gut durchdacht und bringen eine Vitalität in die Geschichte wie man sie allein durch die Thematik der Cyberkriminalität nicht unbedingt erwarten würde.

Schwierig dürften für den einen oder anderen Leser die vielen Abkürzungen und Fremdwörter aus der Welt des Netzes und der Kryptographie sein. Für Interessierte findet man jedoch am Ende des Buches ein Glossar mit den wichtigsten Erklärungen.

Das Buch baut über seine verschiedenen und erst spät verwobenen Handlungsstränge eine gute Spannung auf, die bis zum Ende erhalten bleibt. Man taucht ein in eine fremde und doch realistisch erscheinende Welt von Netzaktivitäten und Leaking-Organisationen die auch nur einen Hauch dessen erahnen lassen, was Personen wie Edward Snowden erleben und befürchten müssen. Die gute Recherche der Autorin spiegelt sich in der Realitätsnähe des Buches wieder. Empfehlenswert – auch für Nicht-Informatiker.