Recovery

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Was haben San Franzisco und Baden Württemberg gemeinsam? Oberhalb der San Francisco Bay entgeht ein alter Mann nur haarscharf einem mörderischen Abflug in selbige, er wird durch einen Dritten gerettet, wenig später stirbt er trotzdem mit den Worten „ Bohemian Grove“. Er hat anscheinend ein gefährliches Spiel gespielt das schlussendlich die NSA auf ihn aufmerksam wurde, kam der Killer aus ihren Reihen?

In Stuttgart wird das Leben des Luke, begnadeter junger Haker und dessen Freund Ralf Albin, zufallsbedingt, aber mit großem Talent gesegneter Quereinsteiger in der Journalismus Branche, durch die Ereignisse in Amerika kräftig durcheinander gewirbelt.

Ich weiß nicht wie ich mein „Lesegefühl“ beschreiben soll. Vielleicht so: man will kurz vor dem Einschlafen noch ein Kapitel des neuesten Romans lesen, ist jedoch eigentlich viel zu müde, man macht es trotzdem, mit dem Ergebnis es am nächsten Tag noch einmal lesen zu müssen, weil man ob der Müdigkeit alles wieder vergessen hat. So ähnlich ging es mir mit jeder einzelnen Seite dieses Buches! Die Zahl der Handlungsstränge ist geradezu unübersichtlich, die Anzahl der Beteiligten steigt ins Unermessliche und ständig erfolgen (fast willkürlich) Szenenumbrüche. Dadurch ging mir mehr als einmal die Übersicht verloren. Ich weiß auch nicht wirklich was mir die Autorin mitteilen will. Ich fand das Buch auch nicht wirklich spannend. Die Eingruppierung als Thriller kann ich ebenso wenig nachvollziehen. Es werden zu viele Themen angeschnitten, die schlussendlich überhaupt nicht „enthüllt“ werden. Die Aufklärung der Geschehnisse rund um die San Francisco Bay sind so unspektakulär, (das allein ist schon ärgerlich), aber das die Autorin selbst diese Ergebnisse der Menschheit nicht mitteilen will, sondern den Protagonisten in den Mund legt, alle Menschen wären sowieso von einer „smartiebunten Klatschprophaganda narkotisiert“ und könnten deshalb die Tragweite nicht nachvollziehen, ist irgendwie arrogant und überheblich.
Mit dem Hauptprotagonisten Luke hatte ich dann aber so richtig meine Probleme, für einen „Asperberger“ ist er, vorsichtig ausgedrückt, sehr kontaktfreudig und das alle anderen Beteiligten um ihn herum ihn beinahe wie ein Heiliger verehren, verstand ich auch nicht.
Stellenweise, gerade bei medizinischen Themen, ist die Recherchearbeit schlichtweg grauenhaft. Beispiel sind hier die entwendeten Betäubungsmittel, höchst kriminell auf der einen Seite natürlich, auf der anderen Seite komplett unrealistisch. Die Körperkerntemperatur wird auch schon seit Jahrzehnten nicht mehr oral gemessen, früher war es wegen der Gefahr der Quecksilbervergiftung äußerst unpraktikabel und heutzutage gibt es viele verschiedene andere Möglichkeiten. Wenn ich bei solchen Dingen, die ich einfach zu durchschauen vermag, so plump manipuliert werde, muss ich davon ausgehen, dass alle anderen Konstrukte (gerade was die im Klappentext hochgelobten verschiedensten Verschwörungen angeht, von denen hier übrigens im Überfluss die Rede ist), ausgedacht und unrealistisch kurzum märchenhaft sind. Als ich dies für mich zu realisieren begann, war jegliches weiterlesen eine echte Qual.