Recovery - Teil Zwei der Trilogie um Luke Skywalker

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
stefan_c Avatar

Von

Recovery ist der zweite Band einer Trilogie der Autorin Manuela Reizel, die sich mit Informationstechnologie, künstlicher Intelligenz, Hackern und der Überwachung des Einzelnen durch übergeordnete Stellen befasst. Fortsetzungsbände, um sie mal so zu nennen, bauen oft aufeinander auf, daher habe ich mich vorher über die Autorin und ihr Erstlingswerk („Der Kranich, 2012) informiert. Es empfiehlt sich zuerst den ersten Teil „Der Kranich“ zu lesen, um die Handlungen und Zusammenhänge einzelner Mitspieler besser zu verstehen. Die Autorin springt hin und wieder in die Vergangenheit bzw. zum Geschehen im ersten Buch. **Aber zurück zum Buch Recovery:** Das Cover des Buches ist düster gehalten: ein Teilausschnitt eines „wissenden“, beobachtenden Männergesichts mit einem Fingerabdruck, schwarz-weiß gehalten. Der Fingerabdruck ist ein digitaler Fingerabdruck, er besteht aus den Zahlen Eins und Null, dem Dualsystem. Nur das zarte Blau des Auges, das Blau findet sich auch im Titel wieder, hebt sich etwas ab. Düster…aber ansprechend, es macht neugierig…auf den Inhalt. Das Buch fängt mit einem Rückblick in das Jahr 1984 an, einem kleinen Jungen, der sich trotz Verbot in das Zimmer seiner Schwester schleicht um mit einer Puppe zu spielen. Der Junge ist in sich gekehrt, am liebsten wird er von keinem wahrgenommen. Er überlegt lange, wartet den richtigen Zeitpunkt ab um sich die Puppe zu holen. Mehr erfährt man nicht über den Jungen, der sich über ein Verbot hinwegsetzt, das ihm ja auch keiner erklärt hat. Als nächstes finden wir uns in San Franzisco, im Jahr 2012, ein alter Mann wird ermordet, vermutlich von einer Regierungsbehörde, um in den Besitz einer Speicherkarte zu gelangen. Es fällt das Wort „Bohemian Grove“. Wieder ein Sprung und wir sind in Deutschland, in einer Software-Schmiede eines führenden Unternehmens. Hier lernen wir den „begnadeten“ Softwareprogrammierer Lukas kennen, der zusammen mit seinem Chef Emmerich an der Software für ein Spiel programmiert. Lukas ist seinem Chef weit überlegen, stammt doch ein wichtiger Bestandteil des Erfolges der Firma aus seinen Händen. Aus den Händen eines jungen Computergenies, dem ehemaligen „Luke Skywalker“, einem hervorragenden Hacker und gefeiertem Star der IT-Szene, der mit einem neuen Algorithmus ("Quines", einer maschinell gesteuerten Intelligenz) die IT-Welt in neue Bahnen lenkte. Doch diese Zeit würde er gerne hinter sich lassen, sie hat ihn zu viel gekostet und sogar gezwungen sich in ärztliche Behandlung bei einem Psychiater und heutigem Freund Gustav Elvert zu begeben. Als nächstes lernen wir Ralf Albin, ein Freund von Lukas, kennen. Ralf arbeitet nebenher bei dem linksalternati¬ven Nachrichtenmagazins Chronos, die sich durch ihre kompromisslose Berichterstattung in der Vergangenheit einen Namen gemacht hat. Zweieinhalb Jahre vorher hat Ralf für Lukas einen Artikel bei Chronos veröffentlicht: die Luke-Skywalker-Veröffentlichungen. Ein voller Erfolg für ihn und ein rettender für das angeschlagene Nachrichtenmagazin. **Kurz gesagt** geht es um die Veröffentlichung brisanter Daten, sowohl Amerika als auch Stuttgart betreffend. Auf der einen Seite die NSA, die momentan ja im Fokus der Berichterstattung steht, auf der anderen Seite die Machenschaften einer rechtsradikalen Vereinigung. Mittendrin Lukas und Ralf, die nicht nur mit Daten spielen, sondern auch mit ihrem Leben. Die Geschichte spielt vorwiegend in Deutschland, aber entführt uns auch in andere Länder, zu anderen Hackern und deren Machenschaften. **Fazit:** Die Geschichte um Lukas ist interessant aufgebaut und ansprechend erzählt. Die Story ist mir allerdings etwas zu flach, ich hatte mir etwas mehr Spannung, mehr Hintergrundwissen und tiefere Einblicke in die Whistleblower- und Hacker-Szene erhofft. Es wird einem leider nichts „neues“, unerwartetes präsentiert. Manuela Reizel greift vielmehr auf schon bekanntes wie den Anschlag auf das World-Trade-Center mit seinen Verschwörungstheorien zurück oder z.B. einem elitären Club aus Politikern, Industriellen und anderen einflussreichen Leuten, die angeblich auf der Welt das sagen haben und die Regierungen steuern. Diese Theorien oder auch der Club wurden schon in anderen Thrillern aufgegriffen. Auch der Anschlag auf eine Druckerei und der Rückgriff auf eine „Ersatz“-Druckerei und das Mitspielen einer Motorradgang sind nicht neu und kamen mir sehr bekannt vor. Auffallend ist die Ähnlichkeit zu den Büchern von Stig Larsson (Millenium).