Können aus "Red Flags" doch "Green Flags" werden?

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Poppy ist 18 und weiß genau, was sie will. Sie vergöttert Liebesromane, Nora Ephron und Live Musik. Sie hat ziemlich genaue Vorstellungen, wie ihr Traummann zu sein hat. Ihre Liste ist schier endlos. Deckt sich jedoch die Realität mit ihren Wünschen und Vorstellungen?
Cameron ist im gleichen Alter. Er ist attraktiv, introvertiert, lebt mit seinem Großvater Stan zusammen und eher ein Goth-Typ in Lederjacke, ganz in Schwarz gekleidet, der den Sinn des Lebens und Universums hinterfragt.

Als die beiden sich im Bus über den Weg laufen, oder besser: fahren, ahnen sie nicht, dass jeweils eine Wette sie auf kosmische Art und Weise zusammenführt. So sollten sie eher wie gleichnamige Pole voneinander abgestoßen sein, denn das falsche Spiel, das sie führen, ist so gar nicht von Vorteil, sich wirklich näher und wahrhaftig kennen zu lernen und Gemeinsam- oder Gegensätzlichkeiten herauszufinden.
Oder ziehen sie sich gar unbewusst an?

Die Geschichte der beiden hat mir unwahrscheinlich gut gefallen. Sie zeigt, dass es sich lohnt, in die Tiefe einer Seele zu blicken, aber auch Abstriche zu zulassen, denn einen absolut passenden Menschen kann man einfach nicht finden, aber jemanden, mit dem es viele Übereinstimmungen geben kann. Außerdem bereichern zudem Unterschiede die Beziehung und würzen das Ganze. Und wenn alles perfekt wäre, wäre es doch auch langweilig. Man muss respektvoll miteinander umgehen, den anderen wirklich „sehen“, das sind wichtige Voraussetzungen.

Poppy mochte ich sehr. Allein schon ihre Liebe zu dem Film „Die Braut des Prinzen“, zu Nora Ephron (Schlaflos in Seattle) oder Star Wars kann ich sehr gut nachvollziehen.
Sie ist eine Frau, die ihren Weg geht, dabei jedoch nicht immer spürt, dass auch sie ruhig ein wenig von ihrem Weg abweichen kann und nicht so streng sein sollte, andere zu beurteilen. Ihre Freundinnen geben ihr Kraft, genau wie sie ihnen.
Cam fand ich auch überaus sympathisch und gefühlvoll dargestellt. Allein sein Verhältnis zu seinem Großvater hat mich emotional tief berührt.

Die Autorin versteht es, Figuren eindringlich zu beleuchten, die Empfindungen und Gefühlsregungen und Selbsterkenntnisse so zu übertragen, dass ich andauern zustimmend genickt, gelächelt oder schwer geschluckt habe.

Ich fühlte mich stellenweise tatsächlich an den Film „10 Dinge, die ich an dir hasse“ erinnert, den ich auch als unterhaltsam, witzig und romantisch in Erinnerung habe.

Liebe auf den zweiten Blick kann es geben, wenn man bereit ist, ins Innere eines anderen zu blicken.
Das Buch wartet mit einem flüssigen Schreibstil auf, die Seiten fliegen nur so.

Ich kann die Geschichte allen empfehlen, die romantische Liebesgeschichten mögen, die trotzdem anders und überraschend sind.

Das Buch beleuchtet neben Feminismus und Gleichberechtigung auch Themen wie Abhängigkeit und Einsamkeit.

„Red Flags“ können manchmal zu „Green Flags“ werden. Man muss nur aus seiner Komfortzone kommen und sich trauen und einlassen.

Die beiden Hauptcharakter, die auf dem hübsch gestalteten Cover abgebildet sind, habe ich mir auch so vorgestellt.

Gefühlsbetont, lebensecht und mit vielen Botschaften erzählt „Red Flags“ von zwei Menschen, die nicht besser zueinander passen könnten.
Doch das müssen sie erst ergründen und lernen.

5 von 5 grüne Flaggen.