Ein weiterer, spannender Fall für das schrille Duo und absolute Suchtgefahr

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melail Avatar

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Ich glaube, was ich an dieser Reihe von Candice Fox so liebe, ist die Unberechenbarkeit.

Damit meine ich nicht, dass es wahnsinnig erschütternd ist, wer am Ende der Böse war, und dass man damit ja niemals gerechnet hat. Dem ist zwar auch irgendwie so, aber das meine ich nicht.
Zum Beispiel die Charaktere. Die eigenbrötlerische „Elfe“ Amanda, die ihr Umfeld mit ihrer schrägen Art gleichzeitig zum Lächeln bringen und in den Wahnsinn treiben kann. Der vom Schicksal gezeichnete Ted, der seine Vergangenheit in diesem Buch noch einmal sehr viel tiefgehender durchlebt und einem damit unglaublich ans Herz wächst.
Aber auch die Allianzen und Intrigen, die in diesem Buch plötzlich geschmiedet werden, die die Grenzen zwischen Gut und Böse, zwischen Freund und Feind, für ein paar Momente komplett verschwimmen lassen. Man möchte - kann - nicht mehr aufhören, weiterzulesen.

Normalerweise liest man solche Bücher, Krimis und Thriller, und weiß in der Regel schon ungefähr, was passiert, da es einfach gewisse Archetypen gibt, gewisse Verhaltensweisen und Reaktionen, die man durch seine „Lese- Erfahrung“ erwartet. Dass Menschen aber nicht immer reagieren und agieren, wie das Umfeld - und der Leser - das erwartet, dass es Charaktere abseits der Norm gibt, das bringt Frau Fox hier unglaublich gut geschrieben zu Papier.

Ich schreibe oft, dass ich Bücher sehr gut finde, obwohl sie nichts Neues oder zwingend Innovatives liefern. Das ist für mich nichts Schlimmes. Wenn mir etwas gefällt, dann lese ich auch 100 Bücher nach Schema X. Dennoch ist es hier etwas Besonderes. Würde ich oben genannten Büchern 5/5 Sternen geben, würde ich diesem 7/5 geben. Mindestens.
Redemption Point ist ein Thriller, gemischt mit so viel wahnwitzigen Momenten und Charakteren. In einem Moment muss man fast weinen, im nächsten aber schon wieder grinsen, weil Amanda einfach so ein Einzelstück eines Charakters ist, die ihren Fällen und ihrer Umwelt solch bizarre Reaktionen abverlangt, dass man sie einfach lieben MUSS.
Nach diesem bittersüßen Ende freue ich mich schon wahnsinnig zu erfahren, in welche Fälle sich mein liebstes, schrulliges Detektiv Duo in der Zukunft stürzen darf.

Allerdings eine kleine Warnung: wer bei Themen wie Kindesmissbrauch sehr sensibel reagiert, sollte die „Tagebuch Einträge“ mit Vorsicht genießen oder komplett weglassen (beginnen alle mit „Liebes Tagebuch“, also deutlich gekennzeichnet). Ich bin zwar sehr sensibel, vertrage trotzdem eigentlich viel, aber selbst mir waren manche Stellen zu heftig. Nicht, weil sie brutal und eklig geschrieben sind. Aber sie sind erschreckend tiefblickend. Das könnte nicht jedem gefallen und gut tun.
Für mich sind diese Passagen kein Fehler im Buch, weil Kindesmissbrauch nun mal etwas unsagbar furchtbares ist und ich es richtig finde, das auch in Büchern nicht in Zuckerwatte zu verpacken. Dennoch finde ich, ist es besser, Menschen nicht „blind“ in solche Passagen laufen zu lassen.