Arno Geiger einmal anders
Arno Geigers Reise nach Laredo ist ein für ihn scheinbar untypisches Buch. Die Schilderung der Zeit Karls V und sein Ausbruch aus seinem Asyl im Kloster mit seinem unehelichen Sohn Geronimo ähnelt etwas den Abenteuern Don Quijotes. Anders als in seinen oft autobiographischen Büchern verlässt Geiger diesmal die Jetztzeit oder nähere Vergangenheit. Es gelingt ihm aber sehr gut, den Leser in die damalige Zeit zurückzuversetzen. Und vor allem schafft er es wieder, die Charaktere wunderbar anzulegen und sie oft nur durch unscheinbare, scheinbar unwichtige Details greifbar zu machen. Angefangen von Kaiser Karl, der sich im Leben außerhalb des Klosters/ Hofes nicht ganz leicht tut, der junge unbeschwerte Geronimo und das Geschwisterpaar bilden interessante sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Das Buch lebt von den scheinbar unwichtigen Details, die ein wunderbares Gesamtbild schaffen. Das überraschende Ende soll hier nicht verraten werden, ist aber ein auch ein großartiger Einfall des Autors. Die Reise nach Laredo kann vielleicht nicht ganz mit Geigers "Der alte König in seinem Exil", "Es geht uns gut" oder "Das glückliche Geheimnis" mithalten, was aber vor allem daran liegt, dass diese Bücher so einzigartig sind und nicht daran, dass "Die Reise nach Laredo" ansatzweise schlecht wäre. Ein durch und durch lesenswertes Buch, das man nur sehr schwer weglegen kann.