So schön kann Sprache sein

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mike nelson Avatar

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So schön kann Sprache sein. Das weiß man eigentlich, wenn man ein neues Werk von Arno Geiger in Händen hält. Darauf ist bei Arno Geiger Verlass! So auch in seinem neuen Roman "Reise nach Laredo". Und eine zweite Gewissheit bei diesem Autor: Ungewöhnliche Gedanken, neue Perspektiven des Nachdenkens eröffnend, Reflexionslust auslösend - eine Bereicherung. Und was will man als Leser:in also mehr, als eine schöne Sprache, angereichert mit weiterführenden Gedanken, genießen zu können? So war für mich - zugegebenermaßen - die reine Handlung eher zweitrangig. König Karl hat abgedankt; ihm ist es in der Einöde seines verfallenden Körpers, umsorgt von seinem 'Betreuungsteam', furchtbar langweilig; umgeben von einer Vielzahl von Uhren ist er umso mehr konfrontiert mit dem Zeitlichen. Sein Blick fällt auf Geronimo, den elfjährigen Jungen, sein uneheliches Kind. Karl beschließt mit dem Jungen an den Küstenort Laredo zu reisen - die Reise steht hierbei sinnbildlich für den (letzten) Aufbruch, dafür das Leben nocheinmal in Angriff zu nehmen, befreit aus allen vorherigen, einengenden Rollen; und das Meer als Ziel ist der Sehnsuchtsort, in dem sich die Schwere des Lebens und die Bedeutung des Individuums auflöst im Ewigen. Natürlich wird das eine oder andere Abenteuer erlebt und Karl lernt ihm bislang unbekannte Seiten von sich kennen; fast schon regt sich eine Lust am Leben. Ein unbedingt lesenswertes Buch!