Verführt zum Genießen
Arno Geiger erzählt in seinem neuen Roman 'Reise nach Laredo' ganz leicht und wunderbar die Geschichte eines alten abgedankten Königs. Karl ist 58 und wurde schon als Knabe in die Rolle des Kaisers und Königs gedrängt. Nun ist er von Krankheit und Alter gezeichnet und hat seine Regentschaft abgegeben um zu erforschen, wer er eigentlich ist und was ihm ausmacht. Doch er ist auf der Hut, nimmt er doch an, dass jedes unbedachte Wort für seine spätere Biographie aufgeschrieben wird. Während er von Gicht gezeichnet und extrem unbeweglich, mit Hilfe eines extra für ihn entworfenen Stuhles, in aller Öffentlickeit, zu Bade gelassen wird, sieht er Geronimo, einen elfjährigen Knaben. Etwas später kommen sie in Gespräch und Karl ist verblüfft, wie unbefangen der Junge ihm gegenüber ist. Karl fragt ihn, ob sie Beide nicht eine Reise unternehmen wollen? Und so brechen sie auf und reiten nach Laredo. Der alte Kaiser auf dem Maultier, der Knabe auf dem Pferd. Sie begegnen Außenseitern, kommen in eine tote Stadt und übernachten in einer seltsamen Herberge. Der ehemalige Kaiser und König beobachtet, zweifelt und erkennt - doch was ist Wahrheit, was Traum? Zart, sprachlich unfassbar schön und wie ein Traumgespinst, nimmt einen diese Geschichte gefangen. Wer 'Ein glückliches Geheimnis' liebt, kommt am neuen Arno Geiger nicht vorbei.