Für die Ultra-RomantikerInnen unter den LeserInnen

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laberlili Avatar

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Eigenschaften, die „Rendezvous in zehn Jahren“ einer –begeisterten- Leserschaft abverlangt: Romantik, eher exzessiv als dezent, und absolute Schicksalsgläubigkeit. Denn „Rendezvous in zehn Jahren“ ist letztlich so überbordend romantisch; auch wenn die Geschichte sich redlichst bemüht, nicht allzu kitschig zu wirken; dass es hier einfach gar keine Zufälle gibt, die es nicht gibt. Es gibt hier wirklich unfassbar viele Szenen, in denen man denkt: „Klar, natürlich lauft ihr grade aneinander vorbei!... Klar, natürlich bist du nun die Person, die dies oder jenes tut!... Klar, natürlich unternehmt ihr gleichzeitig Dasselbe!...“, und in denen die Hauptfiguren einander tragischerweise doch immer wieder verfehlen, dass es dann doch völlig überzogen gewirkt haben würde, wäre der Roman noch länger gewesen. Aber ist man eben nicht mit einer überaus ausgeprägten romantischen Ader ausgestattet, wird einem „Rendezvous in zehn Jahren“ definitiv ohnehin völlig verklärt und konstruiert vorkommen; da stellt dieses Buch wirklich eher eine Art romantischer Alltagsflucht dar.

Eingangs habe ich allerdings selbst ein wenig mit der Lektüre gehadert, da mir die Geschichte auf den ersten paar Seiten viel zu hölzern erzählt war; und zwar so hölzern, dass ich das Lesen des Romans schon fast mit einem klaren „Nee, definitiv nicht meins; zu abgehackt und unecht wirkender Erzählstil“ im Kopf aufgeben wollte, aber kurz darauf wirkte es plötzlich so als habe sich Judith Pinnow erst warmschreiben müssen: Mit einem Mal las sich aber auch für mich alles flüssig.
Insgesamt ist „Rendezvous in zehn Jahren“, wie gesagt, eine romantische Alltagsflucht für mich gewesen; ich bin nicht hellauf begeistert, die Handlung hat mich nicht vollauf gefesselt, auch wenn es an mancher Stelle durchaus spannend war, zu rätseln, ob bis zum Wiedersehen von Ted und Amelie tatsächlich die ursprünglich verabredeten zehn Jahre vergehen würden. Ich würde auch Judith Pinnow nun nicht plötzlich zu meinen Lieblingsautorinnen erzählen und wenn ich es ganz recht bedenke, war „Rendezvous in zehn Jahren“ nun weniger großer Liebesroman für mich als kurzweilige Liebesschmonzette oder anders gesagt: ein ganz solider, nett zu lesender Groschenroman, zumal in meinen Augen auch die Figuren sehr an der Oberfläche blieben. So betrachtet bin ich letztlich auch gerne bereit, vier Sterne in der Gesamtwertung zu vergeben, auch wenn ich einer eventuellen Empfehlung doch recht zwiespältig gegenüberstehe: Zum Buch raten will ich hier definitiv ausschließlich Denjenigen, die vollauf von Romantik, Schicksal, Vorherbestimmung etc. überzeugt sind, denn das ist vermutlich exakt die Leserschaft, auf die „Rendezvous in zehn Jahren“ abzielt.