Zeitgeschichte be-greifbar und eindrucksvoll erzählt

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ynl77 Avatar

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Ein dezentes Cover, das dem Rezipienten nichts über die Sprengkraft verrät, die sich zwischen den beiden Buchdeckeln verbirgt:
Als Leser taucht man direkt räumlich und zeitlich in die Atmosphäre der Berliner Goldenen Zwanziger ein, hat das Gefühl, unmittelbar anwesend zu sein, das Geschehen direkt selbst zu erleben.

Der Autor verwendet eine sehr bildhafte Sprache, wenige, ganz pointiert formulierte Worte lassen vor dem geistigen Auge des Lesers direkt die Szenerie filmartig entstehen.
Beeindruckend ist der schnelle Wechsel, gerade noch ist man mit dem Militär "unterwegs" und trifft dann auf Isi, eine - zumindest vom ersten Leseeindruck her - Frau, die offenbar unberechenbar und den Männern weit überlegen ist. Mich hat die Wortwahl ein wenig an die expressionistische Literatur erinnert, aber auch an Borcherts Texte oder Irmgard Keun; besonders scheint vor allem, dass die Protagonistin weiblich ist und zudem gerade in dieser Zeit willenstark, manipulativ und zielorientiert auftritt...man möchte natürlich wissen, wohin Isi mit einem Lastwagen voller Munition hinfahren wird, denn sie eigentlich grundlos entwendet hat, eben, weil sie in diesem Augenblick ihre Grenzen überschreitet und die Soldaten ihr (noch?) ungläubig hinterher blicken, fassungslos sind....