Berlin nach dem Großen Krieg

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Berlin, 1918. Der Große Krieg ist beendet und gerade handeln die Siegermächte die Reparationen für das geschlagene Deutsche Reich aus. Die drei Freunde aus Thorn Carl, Artur und Isi finden sich mitten in den Trümmern der Stadt. Carl kann sein Talent zum Fotografieren als Kameramann bei der UFA einbringen. Er lernt dadurch einflussreiche Menschen kennen. Auch Artur baut im Nu ein Geschäft auf. Er balanciert allerdings am Rande der Legalität. In seinen Clubs verkehren die wahren Drahtzieher der neuen Republik. Isi will der neuen Gesellschaft ohne den Kaiser zu Gerechtigkeit verhelfen. Die gutaussehende junge Frau geht darin einfallsreich vor.

Andreas Izquierdo hat die drei Hauptfiguren seines zweiten historischen Romans bereits in Schatten der Welt angelegt, in der die Zeit zwischen 1911 bis Ende des Großen Kriegs beschrieben wurde. Die drei Freunde aus Thorn waren während der Kampfzeit auseinandergerissen und finden sich in Berlin wieder. Bereits in Westpreußen stellte ein Landadeliger den Gegenspieler dar. Er lässt keine Gelegenheit aus, den dreien zu schaden. Nebenbei lassen sich so die turbulenten politischen Verhältnisse in Deutschland beschreiben. Die Meinungen gehen weit auseinander, sodass die Auffassungen der Gesellschaft gespiegelt werden. Der Vertrag von Campiège, der Aufstand der Matrosen sowie die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden aus einem anderen Blickwinkel als in den Geschichtsbüchern betrachtet. Die Sequenzen sind plausibel eingefügt, sodass sie die Handlung lebendig machen.

Auch die Figuren entwickeln sich. Carl, der nie eine große Familie um sich herum hatte, lernt plötzlich seinen Onkel kennen. Er verliebt sich in eine Frau und nimmt nach ihrem Tod deren Sohn auf. Es scheint sich plötzlich eine Art von Normalität zu entwickeln. Isi lernt einen enterbten Adeligen kennen und heiratet ihn. Der Zerfall der Klassengesellschaft ist an seinem Beispiel nachzuempfinden. Im Gegensatz dazu bekommt man beim Lesen eine Ahnung, unter welchen Bedingungen die Bevölkerung lebte. Die Armut ist spürbar und der Wert eines Menschenlebens nimmt immer weiter ab. Moral und Gesetz scheinen aus den Fugen zu geraten. Unter all diesem Chaos vermittelt der Autor, dass sich die drei Freunde nur zusammen unterstützen können. Der Schreibstil verdeutlicht einen intensiven Eindruck von der Zeit der Weimarer Republik.

Figuren, Umgebung und die historischen Ereignisse werden in Revolution der Träume zu einer mitreißenden Geschichte um drei Freunde verwoben. Die Zustände nach dem Ende des Großen Kriegs, der Traum von einer besseren Welt und die ersten Schritte dorthin werden am Beispiel von Carl, Isi und Artur aufgezeigt. Die Fiktion passt sich glaubhaft in die wahren Begebenheiten ein und lässt den Leser zum Zuschauer einer vergangenen Zeit werden. Das offene Ende deutet auf einen weiteren Band hin, der vermutlich 2022 erscheint. Darauf freue ich mich jetzt schon.