Enttäuschend

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blumenfee1.0 Avatar

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Andreas Izquierdo´s zweiter Band „Revolution der Träume“ über die drei Freunde Carl, Isi und Artur beginnt mit Ende des Ersten Weltkrieges und steigt in die dramatischen Wochen der Revolution ein, in der sich die drei Freunde voneinander getrennt erst langsam wiederfinden.
Der Titel und das Cover des Buches, das das Brandenburger Tor in Berlin im Spätwinter zeigt, weckt große Erwartungen daran, wie der Autor uns Leser in die Zeit der großen Revolution nach dem Ersten Weltkrieg eintauchen lässt.
Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, weil es so einen zentralen Teil der Deutschen Geschichte beschreibt, der politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich so enorme Brüche und Veränderungen verkraften musste.
Leider fand ich genau diesen geschichtlichen Aspekt viel zu wenig herausgearbeitet. Die Not wird zwar kurz immer wieder erwähnt, aber bleibt nur eine Randnotiz der erzählten Geschichte. Auch sehr kurze Zeitsprünge und Detailsinformationen – wie aus einer wissenschaftlichen Abhandlung herausgenommen – können die dramatischen Situationen der Menschen nur unzureichend in den Roman einflechten.
In seinem 504 Seiten starken Buch erzählt der Autor vordergründig, wie sich die drei Freunde weiterentwickeln und wie sie füreinander einstehen in jeder Situation und jeder Gefahr. Im Hintergrund beschreibt der Autor das Elend und die Not der Menschen nach den Kriegsjahren.
Am Ende gehen die Drei teilweise neue – getrennnte – Wege, die eine Fortsetzung vermuten lassen.
Ich habe den ersten Teil nicht gelesen und habe mir (vielleicht auch deshalb) sehr schwer getan, um in die Geschichte hineinzufinden. Der Ich-Erzähler Carl beschreibt die Situation der drei Freunde, die meist aus Intrigen und Komplotten besteht. Leider schafft es Izquierdo für mich nicht, durch diese Form der Erzählweise mich als Leserin besser in die emotionale Situation von Carl einfühlen zu lassen, denn dafür hält der Autor zu viel Distanz zu seinen Figuren. Besonders die berufliche Karriere von Carl wird für mich so distanziert beschrieben, dass ich diese Passagen ziemlich überlesen habe.
Wirklich schade, da ich davon überzeugt bin, dass diese Zeit sehr viel erzählerischen Spielraum und Möglichkeiten gelassen hätte, in die zentralen Themen dieser Umbruchzeit einzusteigen und den Leser auch empathisch mit seinen Protagonisten mitgehen zu lassen.
Vielleicht ist es jedoch ein Gewinn für die Leser, die bereits das erste Buch „Schatten der Welt“ gelesen und die Protagonisten daher schon intensiver kennengelernt haben.