Durchwachsen

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joodie Avatar

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Ich bin unschlüssig, wie ich dieses Buch bewerten soll. Streckenweise hat es mir wirklich gut gefallen, doch teilweise fand ich es wahnsinnig zäh und langatmig und ich habe viele Wochen gebraucht, um es endlich auszulesen. Fesselnd ist anders.
Dennoch fand ich die Geschichte nicht uninteressant. Wir begleiten Lenchen Demuth von ihrer Kindheit an bis sie etwa knapp vierzig ist und lernen den harten Alltag eines Dienstmädchens kennen. Durch ihre Augen beobachten wir die junge Familie Marx, wie sie gegen fehlende Meinungsfreiheit, Armut und Trauer über verlorene Kinder ankämpfen. Ein wenig lernen wir auch die Themen kennen, mit denen Karl Marx sich beschäftigte und durch die er später weltberühmt wurde, doch irgendwie fühlt sich dieser Bereich eher oberflächlich an, es werden immer wieder die gleichen Floskeln durchgekaut. Wer sich wirklich für Karl Marx' Werk interessiert, der sollte lieber etwas anderes lesen.
Auch wer in diesem Buch eine Liebesgeschichte sucht, wird enttäuscht sein. Lenchen hasst Karl zu Beginn und es dauert bis mindestens zur Hälfte des Buches, bevor dieser Hass überhaupt abklingt. Durchs Schach nähern sie sich an, dann gibt es eine rasante Affären-Phase, wo es in wenigen Momenten von null auf hundert geht, und das war es dann mit der Liebe. Lenchen wird schwanger (doch dass diese Schwangerschaft das Werk von Marx und Engels gefährdet, wie es im Klappentext steht, geht aus dem Buch nun gar nicht hervor) und aus ist es mit der Affäre.
Ich fand das Buch trotzdem interessant unter dem Aspekt, dass man das Familienleben des jungen Karl miterlebt, seine ewigen Geldnöte und das Leben im dreckigen London. Auch das Nachwort, in dem nochmal einige Fakten erklärt wurden und wie es mit den Marxens und Lenchen weiterging, hat mir gut gefallen. Dennoch würde ich das Buch wohl nicht nochmal lesen, es hat mich einfach nicht gepackt und teilweise eher genervt.