Harmonisch und stimmungsvoll

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avila Avatar

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Helena, genannt Lenchen, bangt mit ihrer Familie nach dem Tod ihres Vaters um ihrer aller Leben. Arm war die Familie schon vorher, doch nun geht es ums nackte Überleben. Also zögert sie nicht lange und geht in die nächstgrößere Stadt nach Trier, wo sie als Dienstmädchen im Hause Westphalens anfangen kann und sich nicht nur mit deren Tochter Jenny anfreundet, sondern auch auf Karl Marx', Jennys späterem Ehemann, trifft...

Der Leser verfolgt Karl Marx' Leben durch den Blick der jungen Helena. Lenchen ist zu Beginn des Romans acht Jahre alt und ungefähr 30 Jahre verfolgen wir ihr und damit auch Karl und Jenny Marx' Leben. Das Erwachsenwerden von Lenchen wird dabei nicht nur durch die steigenden Jahreszahlen und weiter geblätterten Seiten deutlich, sondern die Autorinnen schaffen dies hervoragend in ihrem Schreibstil zu verdeutlichen. Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben und während man Lenchens kindlich-naiven Blick in die Welt am Anfang bemerkt und dieser Blick immer mehr reift, ist das vor allem am sich wandelnden Erzählstil bemerkbar. Dieser Prozess findet aber so schleichend statt, dass es einem nur auffällt, wenn man darauf achtet, weil der Prozess so natürlich vonstatten geht.

Inhaltlich bietet das Buch sehr viel. Es beschreibt die Lebensumstände eines armen Mädchen, das es schafft, sich hochzuarbeiten. Es gibt einen Einblick in das kommunistische Gedankengut und beschreibt das nicht immer einfache durch Armut geprägte Leben der Marxen Familie. Darüber hinaus ist es aber auch mit einer Liebesgeschichte gespickt, in der es um Leidenschaft, Freundschaft und Verrat geht. Auch wenn man als Leser nicht immer jeden Schritt der Figuren gut heißt, so sind sie dennoch verständlich und hoch emotional.

Alles in allem ist das Buch rundum stimmig. Stil und Inhalt harmonieren wunderbar miteinander und dann gibt es eine schöne Karte von London und die Noten und den Text des wichtigsten Liedes in den Innenseiten des Buches gedruckt. Ein Buch für Fans von historischen Büchern, die im 19. Jahrhundert in den ärmeren Schichten angesiedelt sind, die sich für das Leben von Karl Marx interessieren und/oder gerne leise aber mitreißende Liebesgeschichten mögen.