"ONKEL ANGELS IS BACK"

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Das Buchcover mit den alten Briefen in den Frauenhänden ist sehr ansprechend und gefällt. Und viele Briefe werden auch in weiterer Folge eine grosse Rolle in diesem historischen Roman spielen. Es ist sonst nicht meine Art, schon zu Beginn einer Rezension mit der Tür in`s Haus zu fallen, aber bei diesem ausgezeichneten historischen Roman muss ich es einfach tun. Es hat mich begeistert, wie hier in derart poetischen wunderbaren Worten Realität und Fiktion verwoben worden sind. Den Zwillingsschwestern Beinert kann ich dafür nur meinen Respeckt zollen, denn sie haben es hervorragend verstanden, hier eine Geschichte zu erzählen, die nie langweilig wird oder in politischen Phrasen erstickt, sondern aus Sicht der Protagonistin Helena Demuth(auch Lenchen genannt) abwechslungreich und spannend ist und uns das Leben eines Dienstmädchens in einer sehr schwierigen Zeit näher bringt. Lenchen wurde ob ihrer Ungeschicklichkeit von den anderen Kindern gehänselt und nur "ZITTERHAND" genannt. Sie lernte jedoch von ihrem Vater (Pabbi) die Kunst des Schachspiels und musste auch schon damals im Haushalt kräftig mit anpacken. Als sie sich dann von zuhause auf den Weg nach Trier machte, um eine Anstellung als Dienstmädchen zu ergattern, lernte sie die Baronesse Jenny von Westphalen und deren Bruder Edgar mit seinem Freund Karl kennen. Und diese Begegnung sollte ihr späteres Leben gewaltig durcheinanderrütteln und auf den Kopf stellen. Schon bei der ersten Kutschfahrt mit Karl und Jenny war ihr Karl ziemlich unsympathisch und sie wollte ihn eigentlich nie mehr wiedersehen, aber das sollte sich gewaltig ändern. Später lernte sie auch noch den engsten Freund von Karl kennen, nämlich Friedrich Engels ( von Karls Kindern dann nur mehr Onkel Angels genannt). Sie bekommt dann nach ihren Diensten im Haushalt von Jenny`s Mutter eine feste Anstellung als Haushälterin und Mädchen für alles bei Karl Marx , der inzwischen mit Jenny vermählt ist. Der Hauptinhalt des Romans beginnt dann hier richtig Fahrt aufzunehmen und ihre Erlebnisse mit ihrer engsten Freundin Jenny werden eindrucksvoll geschildert und die Freundschaft wird auf eine harte Probe gestellt. Karl Marx hatte nie genügend Geld, sie wohnten in ärmlichen Verhältnissen und ihre Mahlzeiten bestanden überwiegend aus Kartoffeln in vielerlei Variationen. Karl träumte und arbeitete verbissen mit seinem Freund Engels an politischen Manifesten, rief zur Revolution gegen den Kapitalismus auf hielt in dieser Hinsicht auch zahlreiche Vorträge in grossen Städten. Reich wurde er allerdings dadurch nicht, das lag auch nicht in seiner Absicht, aber zuhause in den ärmlichen Verhältnissen wurden seine Kinder Föxchen , Franziska und Musch schwer krank und es kommt eine sehr ereignisreiche und schwierige Zeit auf Lenchen und Familie Marx zu. Noch dazu kommen sich Lenchen und Karl beim gemeinsamen Schachspiel näher und das verschlechtert noch die ansonsten schon sehr angespannten Verhältnisse. Mehr will ich jetzt aber noch nicht verraten, man sollte diesen Roman einfach geniessen und er bekommt von mir eine klare Kaufempfehlung.