Vom unsicheren Mädchen zur starken Frau

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Lenchen Demuth stammt aus sehr ärmlichen Verhältnissen. Sie lebt mit ihren Eltern und fünf Geschwistern auf einem Bauernhof in St. Wendel. Schon mit 8 Jahren muss sie im Haus und auf dem Feld mitarbeiten und sich um die jüngeren Geschwister kümmern. Nach dem frühen Tod ihres geliebten "Pabbis" macht sie sich heimlich zu Fuß auf den Weg nach Trier, um dort als Dienstmädchen Geld für die Unterstützung ihrer Familie zu verdienen.
Sie hat Glück, erhält im Haushalt des Barons von Westphalen eine Stelle und dessen Tochter Jenny, die spätere Frau von Karl Marx, wird ihre beste Freundin. Mit ihrer Hilfe lernt sie lesen und schreiben, ein enormer Schritt zu mehr Selbstbewußtsein.

Nach Jahren wechselt Lenchen in den Haushalt von Jenny und Karl Marx. Sie zieht mit der Familie mehrmals um, nach Paris, Köln und schließlich nach London. Dort leben sie meist in bitterer Armut, doch Lenchen lässt die Familie nicht im Stich. Aufopferungsvoll kümmert sie sich um die Kinder, an denen sie mit besonderer Liebe hängt.
Lenchen, die Karl Marx nie mochte, sich vor seinem stets finsteren Blick sogar gefürchtet hatte, stellt plötzlich fest, dass er ihr immer sympathischer wird. Und dann passiert etwas, woran die Freundschaft der beiden Frauen zu zerbrechen droht...

Ein wunderschöner, sehr einfühlsam geschriebener Roman, in dem die beiden Autorinnen historische Ereignisse mit fiktiven Geschichten kunstvoll verwoben haben.

Es war für mich ein beeindruckendes Erlebnis, Lenchen durch ihr Leben mit Hilfe dieses Romans begleiten zu dürfen. Sie war eine kluge und starke Frau mit unendlich viel Liebe im Herzen. Vor allem für die Kinder von Jenny und Karl. Wie sehr muss sie gelitten haben, als sie gezwungen wurde, ihr eigenes Kind wegzugeben.
Aus einem als "Zitterhand" verspotteten Mädchen, ist im Laufe der Jahre eine starke Frau geworden, die selbstbewusst ihren oft sehr steinigen Weg ging.

Mir hat dieser Roman sehr viel an Information gebracht. Marx und Engels kannte ich zwar aus meiner Schulzeit, hatte mich aber nie näher mit ihnen befasst, weil sie als Väter des Kommunismus galten. Dass sie das, was später aus ihren Theorien entstanden ist, in dieser Form garnicht wollten, ist mir erst beim Lesen des Buches klar geworden. Marx, der trotz vieler Rückschläge und Entbehrungen an seiner Überzeugung festgehalten hat, ist mir als großer Denker und Philosoph direkt sympathisch geworden.
Von Jenny Marx und Helena Demuth hatte ich noch nie etwas gehört, und ich freue mich sehr, diese beiden faszinierenden Frauen nun kennengelernt zu haben.

Ein hervorragender Roman, den ich sehr gerne weiterempfehle.