Verdient jeder eine zweite Chance?

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lrvtcb Avatar

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„Rich“ ist der zweite Teil einer Reihe, der jedoch auch ohne den Vorgänger zu kennen gelesen werden kann. Die Hauptperson Rich hat bis dato nur im Moment gelebt, das Geld seines Vaters ausgegeben und ist mit vielen Frauen ausgegangen. Nun setzt sein Vater ihm ein Ultimatum und lässt ihn in seiner Firma arbeiten. Hier wird er der Chef von Jazemine. Sie plant mit ihrem Lebensgefährten Curtis das Unternehmen zu Fall zu bringen. Dabei hat sie jedoch nicht bedacht, dass ihr neuer Chef Rich wahnsinnig gut aussieht und ein unerwartetes Interesse bei ihr weckt.

Das Buch hat sehr spannend und vielversprechend begonnen. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und man findet ziemlich schnell in die Geschichte. Anfangs habe ich mich ein bisschen schwer getan mit den Hauptpersonen, weil ich ihre Motive nicht verstehen konnte. Da habe ich mir noch gedacht, dass es ja nicht schlimm ist, weil es ja noch der Anfang des Buches ist und ich die Charaktere ja noch besser kennen lernen werde.

Für mich war Rich ein großer Womanizer, der nun ins Berufsleben einsteigen muss. Da Jazemine ihm zwar unterstellt ist, aber ihn auch gleichzeitig einarbeiten soll, scheint er eine Abneigung ihr gegenüber zu haben. Er findet sie zwar attraktiv, aber benimmt sich in ihrer Anwesenheit nicht sonderlich freundlich. Von einen auf den anderen Moment ändert sich das jedoch. Das war für mich der Punkt, ab dem sein Verhalten für mich nicht mehr schlüssig war. Was genau findet er an ihr und was bewegt ihn seine Meinung zu ändern?

Jazemine war mir eigentlich sympathischer. Sie möchte die Beziehung zu Curtis retten und nimmt daher den Job bei Rich an. Schnell merkt sie, dass sie für Curtis nicht mehr das gleiche empfindet wie vor sechs Jahren. Dieser emotionale Übergang war ausgesprochen gut beschrieben. Ich konnte nachempfinden, wie sie anfängt vergleiche zwischen Rich und Curtis zu ziehen und sich nach mehr zu sehnen. Bei ihr kam jedoch im Verlauf der Handlung ein Moment, bei dem ihr Verhalten für mich nicht mehr verständlich war. Sie versucht ein Unternehmen durch illegale Methoden zu Fall zu bringen und hinterfragt dies nie. Es fällt mir schwer zu glauben, dass einem hier nie moralische Zweifel kommen. Neben der mangelnden Reflektion war sie mir häufig zu passiv. Eigentlich hat jeder Mensch eine Wahl, wie er gerne handeln möchte, aber sie lässt sich mehrfach fremdbestimmen. Da hätte ich sie am liebsten gründlich durchgeschüttelt.

Schön ist, dass im Verlauf der Geschichte immer wieder das Thema der zweiten Chance aufgegriffen wird. Der Spruch heißt ja, dass jeder eine zweite Chance verdient. Hier werden auch ein paar Beispiele für eine verdiente zweite Chance aufgezeigt, aber es wird auch einmal verdeutlicht, dass manchmal jemand auch keine zweite Chance verdient. Dieser Aspekt hat mir gut gefallen.

Es fällt mir schwer hier eine klare Meinung zu dem Buch zu schreiben, da ich es zwar fesselnd fand und die Geschichte zwischendrin immer wieder sehr spannend wurde, aber ich mich mit den Charakteren häufig überhaupt nicht identifizieren konnte. Sie sind für mich häufig nicht greifbar gewesen. Von mir bekommt das Buch dennoch drei Sterne, da ich mich überwiegend gut unterhalten gefühlt habe und Spaß beim Lesen hatte.