Überladener New Adult Roman, der sein Potenzial verschenkt

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anni121 Avatar

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"Rise and Fall" von Sarah Stankewitz hat mich von seinem Klappentext her sehr angesprochen und ich habe eine emotionale Geschichte erwartet.
Leider muss ich sagen, dass meine Erwartungen an dieses Buch nicht erfüllt wurden.
Nach dem Klappentext habe ich mir einfach etwas anderes vorgestellt und war über den Ausgang des Buches und die Handlung doch eher enttäuscht.

Ich versuche in meiner Rezension jetzt nicht zu spoilern, weiß aber noch nicht, ob mir dies auch gelingen wird, da ich auf einige Punkte doch etwas näher eingehen möchte, um meine Bewertung zu begründen. Deshalb hier eine kleine Warnung: es könnten SPOILER vorhanden sein.

Der Beginn des Buches hat mir noch recht gut gefallen. Auch der Schreibstil der Autorin hat es mir gut ermöglicht, schnell in die Handlung zu finden. Es hat sich recht schnell und flüssig lesen lassen.
Einzig die vor allem zum Ende hin immer derbere Sprache der Charaktere haben mich doch etwas gestört.

Die Beschreibung vom Unfall von Skylar war wirklich gut gemacht. Es war nicht zu sehr ins Detail, aber doch sehr schockierend.
Hier hätte ich aber erwartet, dass wir mehr von Skylars Genesung und ihren Umgang mit ihrem neuen Leben erfahren würden. Aber der Unfall geschah und plötzlich gab es einen harten Cut und es waren vier Monate vergangen und man sah eine in sich ruhende Skylar, die anscheinend überhaupt keinerlei Probleme mit ihrer neuen Situation hatte. Natürlich ist es schön, dass Skylar alles positiv sieht und dies auch nach Außen gezeigt wird. Aber ein paar innere Kämpfe hätte ich für glaubwürdiger gehalten.
Ich glaube so eine lebensveränderende Verletzung nimmt niemand einfach so hin und macht einfach weiter. Das hat hier für mich nicht gepasst.

Dann ging es ja auch vorallem um Carters Reaktion auf ihre körperliche Beeinträchtigung und ihrer großen Lüge. Dies alles wurde von Seite zu Seite aufgebaut und man hat wirklich gespannt auf diesen Moment gewartet, indem sich Skylar und Carter wieder gegenüber stehen. Und dann kam der Moment und irgendwie war er dann auch schon wieder vorbei.
Ich hätte mir hier wenigstens ein klärendes Gespräch zwischen den beiden gewünscht, indem mal offen und ehrlich über diese Situation geredet wird. Für mich wurde das alles viel zu schnell abgeharkt und dann weiter gemacht. Allgemein finde ich, dass die Figuren im Buch vieles einfach so hinnehmen.

Was mir auch gefehlt hat, war ein richtiger Einblick in Carters und Skylars Vergangenheit. So richtig nachvollziehen warum die beiden bei Pflegeeltern gelandet sind, konnte ich nicht. Es wurde einmal kurz erwähnt und fertig.
Gerade Carters Vergangenheit wäre hilfreich gewesen, um seine späteren Handlungen und Gedanken besser verstehen zu können. Er hat große Selbstzweifel und findet sich immer nicht gut genug. Eine Erklärung gibt es dafür nicht.

Was mir an diesem Buch aber am meisten böse aufgestoßen ist, war die körperliche Gewalt und die Aggression von Carter und für mich persönlich auch ein absolutes No Go!
In der einen Situation möchte er sie zwar beschützen, aber die Art und Weise ging dann einfach viel zu weit und ist so auch nicht zu akzeptieren.
In der zweiten Situation lässt er sich provozieren, zettelt dann eine Prügelei an und wird krankenhausreif geschlagen, weil er seine Wut nicht im Griff hat. Und was macht Skylar? Gibt sich dafür noch die Schuld und fühlt sich verantwortlich? Das ging für mich auch überhaupt nicht.
Eine Erklärung, warum er zu solchen Wutausbrüchen neigt, gibt es auch nicht. Liegt vielleicht in der Kindheit, dort hatte er das auch schon. Aber warum, darauf wird nicht eingegangen.

Insgesamt wirkte das Buch für mich auch viel zu überladen und es wurden einfach viel zu viele, und auch wichtige Themen eingebaut (Krieg, Krebs, Verlust etc.), die gar nicht den Platz hatten, um richtig behandelt zu werden.
Hier hat das Buch meiner Meinung nach einfach sein Potenzial verschenkt.
Ich hätte erwartet, dass es sich vor allem um Skylars Querschnittslähmung und ihr Umgang mit dieser neuen Lebenssituation dreht und ihre Beziehung zu Carter. Meines Erachtens hätte dies gereicht.

Das Thema des Buches hat mich wirklich interessiert, doch die Umsetzung hat mir letzten Endes nicht zugesagt.