Wahnsinnig emotionale und tiefgründige Geschichte mit wichtigen Themen, die zu viel Drama beinhaltet

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Hach, ich liebe das Cover und die sanften Farben so sehr! Zwar hebt sich das Cover nicht von anderen Büchern aus diesem Genre ab und verrät zudem nicht wirklich etwas über den Inhalt, doch der Titel passt dafür umso besser zum Inhalt.
Sarah Stankewitz hat einen gewohnt flüssigen und einfühlsamen Schreibstil, den ich bereits aus früheren Werken kenne, sodass ich in einem angenehmen Tempo durch die Geschichte gekommen bin.

Als ich die Leseprobe gelesen hatte, war ich sofort hin und weg. Ich kann gar nicht genau sagen, wie oft mir das Geschriebene einen Stich ins Herz verpasst hat. Angefangen mit dem traurigen und zugleich süßen ersten Kapitel. Und obwohl ich aus dem Klappentext von dem Unfall wusste, hat mich die Szene dennoch eiskalt erwischt, da ich es Skylar von Herzen gegönnt hätte, diese wunderschöne gemeinsame Zeit mit Carter noch etwas länger genießen zu können.
Umso enttäuschter bin ich, dass sich »Rise and Fall« leider nicht als das Highlight entpuppt hat, das ich mir erhofft hatte.

Gut gefallen hat mir, dass die Story aus beiden Sichten erzählt wurde, wodurch ich mich besser in die Gefühlswelt von Skylar und Carter hineinversetzen konnte. Ebenso gut gefallen haben mir die kleinen Rückblenden in die Vergangenheit, die die Beziehung der beiden für mich nachvollziehbarer und greifbarer gemacht haben. Man spürt als Leser*in deutlich, dass die beiden eine ganz besondere Beziehung zueinander haben, die über Freundschaft weit hinausgeht. Auch wenn ich die Freundschaft der beiden etwas übertrieben dargestellt fand, konnte ich dennoch nachvollziehen, warum Sky nichts von ihrem Unfall erzählen wollte. Ihre Ängste, Sorgen und die Gefühle, die sie für ihren besten Freund hegt, waren für mich greifbar, sodass viele (nicht alle) ihrer Handlungen und Entscheidungen für mich verständlich waren.
Skylar ist eine unglaublich positive, mutige und selbstbewusste junge Frau, die tapfer über ihr Schicksal hinweg lächelt und versucht, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Trotzdem kann ich mir nur schwer vorstellen, dass sie sich bereits wenige Monate nach ihrem Unfall so an ihr neues Leben gewöhnt hat und weder verbittert ist, noch mit ihrem Schicksal hadert.
Positiv hervorheben möchte ich allerdings, dass die Autorin - soweit ich das beurteilen kann -, das Leben im Rollstuhl berührend und realistisch dargestellt hat. Die Auswirkungen der Lähmung auf das Sexualleben und auch die psychische Belastung, die das Thema mit sich bringt, sind gut recherchiert und wurden sehr behutsam in die Geschichte eingearbeitet.
Auch Carter hat mir als Charakter grundsätzlich gut gefallen. Ihm liegt unglaublich viel an Sky, er hat Humor, eine gesunde Portion Sarkasmus und besitzt eine weiche Seite, die ich oft sehr rührend und süß fand. Doch auch wenn er ein paar interessante Charakterzüge hat, war er mir an manchen Stellen leider zu perfekt und glatt. Sehr gestört hat mich jedoch eine gewisse Sache, auf die ich später noch näher eingehen werde und die die Geschichte für mich persönlich leider etwas kaputt gemacht hat.
Die Nebencharaktere wiederum wurden toll ausgearbeitet - besonders Hazel habe ich sehr schnell ins Herz geschlossen, da sie Skylar eine wirklich tolle Freundin ist.

Wieso ich nur 3 Sterne vergebe?
Da ich dafür spoilern muss, spreche ich an dieser Stelle eine ausdrückliche *SPOILERWARNUNG* aus.

- Das Buch thematisiert wahnsinnig viele (viel zu viele) wichtige Themen (Behinderung, Adoption, Krieg, Vorurteile, Mobbing, Krebs, usw.), wodurch die Geschichte zu überladen gewirkt hat. Mir wäre es lieber gewesen, wenn sich die Autorin auf die Liebesgeschichte zwischen Skylar und Carter, den Unfall von Sky und den daraus resultierenden Hürden, die sie gemeinsam bewältigen müssen, fokussiert hätte. Durch die zahlreichen Themen wurde die Geschichte künstlich in die Länge gezogen und unnötig aufgebauscht.
- Aufgrund des oben genannten Kritikpunktes tritt man bei der Beziehung der beiden und der emotionalen Entwicklung der Protagonisten lange auf der Stelle.
- Meiner Meinung nach hätte Carters Vergangenheit eine größere Rolle spielen müssen, da so klarer geworden wäre, wie er zu dem Menschen geworden ist, der er heute ist.
- Das ist der Teil, der mich persönlich am meisten aufgeregt und die Geschichte für mich kaputt gemacht hat.
Wieso zur Hölle hat Carter mit Megan geschlafen, obwohl er Sky angeblich so sehr liebt? Ich meine, ich verstehe es nicht. Echt nicht. Wenn ich einen Menschen über alles liebe - und das bereits seit vielen Jahren - warum kann ich meinen ******* dann nicht in der Hose behalten? Und als wäre das noch nicht genug, bin ich auch noch zu doof, richtig zu verhüten, und schwängere meine Affäre auch noch.
Puh, da bekomme ich direkt wieder Puls ... Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich über diesen Vorfall aufgeregt habe.
Und Sky? Die verhält sich plötzlich wie ein ganz anderer Mensch, als sie von diesem Ereignis erfährt. Für mich wäre das Ganze eine absolute Katastrophe gewesen, doch Sky nimmt es hin - einfach so. Fast schon teilnahmslos. Auch Carters Reaktion fand ich richtig unauthentisch. Und am Ende wird die Situation mit Megan nicht einmal wirklich aufgeklärt, was mich ebenfalls gestört hat.
Die Schwangerschaft hätte absolut nicht sein müssen, da dieser Aspekt das Buch für mich leider kaputt gemacht hat. Dabei beinhalt die Story bereits ausreichend Drama.

SPOILER ENDE.

Fazit:
"Rise and Fall" ist eine wahnsinnig emotionale und rührende Geschichte, die zu einem Highlight hätte werden können. Aufgrund der oben genannten Kritikpunkte, die meinen Lesegenuss erheblich geschmälert haben, kann ich leider nur 3 Sterne vergeben. Nichtsdestotrotz freue ich mich schon sehr auf Hazels Geschichte.
3/5 Sterne

Vielen Dank an Vorablesen und den Forever Verlag, die mir das Rezensionsexemplar freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben.