Von Robotern nichts Neues ...

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majandra Avatar

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**1)        ** **Inhalt**

Bereits zu Beginn des Romans lernen die LeserInnen Archos, die KI-Core Unit und befehlsgebende Künstliche Intelligenz hinter der Revolte der Roboter, kennen (S. 19). Dieses Computerwesen, von Menschen erschaffen, erhebt sich über seinen Schöpfer und beschließt, die Menschheit auszurotten:

 

_„Ich werde das Leben hegen und pflegen wie einen Garten. Ich werde das Wissen schützen, das in den Lebewesen steckt. Ich werde die Welt vor den Menschen retten. […] Neue Spezies werden entstehen, die eure giftigen Hinterlassenschaften auffressen. Für das Leben wird eine neue Blütezeit anbrechen.“ (S. 28)_

 

Der Mensch, seiner Meinung nach nur dazu geboren, um anderes Leben zu töten, wird nun seinerseits stückweise und systematisch von den künstlichen Intelligenzen in der Technik der zukünftigen Gesellschaft ausgelöscht.

 

Anfänglich ist den Menschen noch nicht klar, was mit ihnen passiert und welche Konsequenzen diese sich häufenden „Unfälle“ letztlich für sie haben werden. Cormac Wallace, der Erzähler des Romans, berichtet im Folgenden in einzelnen Episoden von den Vorfällen, die zum Krieg gegen die Maschinen und zur Bildung von Widerstandszellen geführt haben. Beispielsweise wird von Personen berichtet, die im Abwehrkampf besonders bedeutsame Rollen innegehabt haben oder Angriffe von Robotern knapp überleben konnten.

 

**2)        ** **Sprache / Stil**

Zu Beginn gibt es eine Einführung in den Roman, in der man Cormac Wallace bei seinem letzten Kampf gegen die Maschinen begleitet. Hier wird, wie in den meisten Sequenzen des Romans, im Präsens geschildert, wodurch man sich als LeserIn besonders gut in die Situation hineinversetzen kann und alles unmittelbar miterlebt.

 

Die einzelnen Kapitel, die im Buch in insgesamt fünf Hauptteile eingeteilt werden, schildert der Autor in sehr unterschiedlichen Arten. Da es sich um eine Aufzeichnung aus einem Computerwürfel handelt, stellt Daniel H. Wilson die Beobachtungen von Cormac Wallace nach, indem er ihn sehr genau beschreiben lässt, was er in dem Würfel sehen kann. So sind einzelne Kapitel wie ein Bericht gestaltet oder wie eine Nacherzählung, die durch audio-visuelle Details ergänzt wird. Eine andere Variante ist das Protokoll – sowohl Verhöre, als auch Gerichtsverhandlungen oder Mitschnitte von Fluglotsen werden dargestellt. Der Würfel hat außerdem mitgeschnitten, wenn sich zwei Menschen miteinander unterhalten, was in direkter Rede im Buch wiedergegeben wird. Als LeserIn führen diese unterschiedlichen Erzählperspektiven und –stile dazu, dass man sich gut in die jeweiligen Situationen hineinversetzen und sie miterleben kann. Außerdem ist der Autor in den verschiedenen Textsorten sehr bewandert.

 

**3)        ** **Kritik**

Positiv an dem Roman ist zu erwähnen, dass sich der Autor mit zahlreichen Problemen der zukünftigen menschlichen Gesellschaft auseinandersetzt. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit der Tatsache, dass technische Innovationen vielleicht eines Tages nicht mehr kontrolliert werden können und uns die Abhängigkeit davon zum Verhängnis werden könnte. Auch ethische und Umweltprobleme werden in diesem Zusammenhang immer wieder diskutiert. Zudem werden zu Beginn des Romans Fragen der Philosophie und der Existenz und dem Wesen der „Dinge“ angesprochen, was darauf hindeutet, dass der Autor in vielen Bereichen bewandert sein muss.

 

Negativ jedoch sind die teilweise sehr unglaubwürdig geschilderten Geschehnisse. Beispielsweise stolpert man schon ziemlich früh im Roman über die Szene, in welcher Jeff Thompson von seinen Erlebnissen in einem Fast-Food-Restaurant berichtet (S. 33 ff.) – eigentlich ein Verhör durch einen Polizisten, erzählt Thompson unnatürlich genau und detailliert, was ihm zugestoßen ist. Ähnlich geht es ab dieser Szene im gesamten Werk weiter – alles, was mündlich zwischen zwei Personen gesprochen wird, ist auf diese unrealistische Art formuliert worden. Besonders deutlich zeigt sich das, als Dwight Bowie seiner Frau ein mündliches Tagebuch auf einen Rekorder spricht (S. 109 ff.):

 

_Bin heute Morgen hier angekommen. Angeheuert wurde ich vor zwei Wochen von einem gewissen Mr. Black, der für die Novus GmbH arbeitet – das weißt du ja. (S. 110)_

 

Hier zeigt sich sehr auffällig, dass die Nacherzählung für das zahlende Publikum verfasst wurde. Das mag zwar für das Verständnis der LeserInnen sehr nützlich sein, ist aber sehr realitätsfern. Durch solche Formulierungen, die sich schon im ersten der fünf Kapitel häufen, lässt die Spannung beim Lesen deutlich nach. Außerdem ist der Aufbau des Buchs von Anfang an klar, denn man weiß durch den Prolog ohnehin, wie die Handlung endet. Dieser Umstand ist zwar schade, ist jedoch das einzige Merkmal, das den Roman von seinen zahlreichen Vorgängern unterscheidet. Leider schafft es der Autor aber auch in den einzelnen Kapiteln nicht, ausreichend überraschende Wendungen oder Handlungen einzubauen, um die Spannung aufrecht zu erhalten.

 

Insgesamt ist zu sagen, dass man das Thema „Roboteraufstand“ als LeserIn schon sehr lieben muss, um dem Buch etwas abgewinnen zu können.