Rosa in ihrem Element

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Rosa Roderigo ist die Verkörperung der 2020er: Jung, energiegeladen, Influencerin mit Instgram-Kanal, mehreren Ausbildungen rund ums Thema Lebensmittel (Praktikum in der Küche, Konditorausbildung, Produktentwicklung, Meisterschule) und nun ein Buch – und das über vegane Küche. Puh! Viel auf einmal! Und diese Frau steckt so voller Energie, dass einem beim Lesen echt schwindlig wird. Ich selbst bin keine Veganerin, bin aber gern für Gäste gerüstet und interessiere mich prinzipiell für alles, das schmeckt. Für mich selbst kommen Tofu & Co nicht infrage, womit also auch recht wenige Rezepte für meinen Gaumen übrig bleiben. Also ran ans Buch und „studiert“!

Gestutzt habe ich bei einigen Stellen dann schnell. Ich kann ja verstehen, wenn jemand komplett auf tierische Erzeugnisse verzichten möchte. Aber dann Produkte feiern, die weder wirklich gesund noch umweltfreundlich sein können (Aromen – ich möchte doch bitte auf künstliche Aromen verzichten und mir keine Chemiekeule reinziehen; gehärtete Fette – echt jetzt?; Instantgemüsebrühe – ohne Worte!). Dazu kommt die „Jugendsprache“. Ja, Rosa ist jung. Aber irgendwie fallen mir die Ausdrücke doch schnell auf den Wecker. Da kann man noch so positiv gestimmt ans Werk gehen, irgendwann ist es schlicht zu viel. Spätestens nach dem ersten Drittel fand ich auch die Selbstinszenierung ein wenig zu heftig. Das ist schade, denn im Grunde ist das Buch gelungen – vor allem für „ernsthafte“ Veganer, aber auch für Leute wie mich, die Veganer-Gästen eine Freude machen möchten.

Momentan ist es ja hipp, mit Listen zu beginnen. Hier sind es „Geschmackskicks“ und Küchenutensilien (neudeutsch: Gadgets). Die Rezepte sind dann klassisch aufgebaut mit Zutatenliste, Zubereitungsanleitung und hier und da Tipps und immer wieder Jugendsprache. Muss man wirklich die Gemüsetaler in die Pfanne „schmeißen“? Auf Hinweise, bei Schokolade usw. darauf zu achten, dass nicht jede vegan ist, wurde verzichtet. Dafür findet man Angaben zu Nährwerten und Kalorien, sowie der Zubereitungszeit und der Menge. Dass man für die vegane Küche ein paar besondere Zutaten benötigt, ist auch klar.

Die Rezepte (Frühstück, Snacks, Suppen/Salate, Defitges, Picknick/Party, Süßes) sind durchweg simpel und können von Kochanfängern bewältigt werden. Besondere Überraschungen fand ich jetzt keine. Vom Hocker haut mich das Buch also nicht. Das „witzige Mätt-Igelchen“ hat mich aber echt den Kopf schütteln lassen. Mein Fazit ist insgesamt also, dass dieses Buch echt nur dann zum Einsatz kommt, wenn ich vegane Gäste verwöhnen möchte. Für mich selbst fand ich keine neuen Ideen oder Ansätze. Rosa ist ein Kind ihrer Zeit und sowohl erfrischend, als auch anstrengend. Ihr Selbstbewusstsein und ihre Kraft sind bewundernswert. Aber ihr Buch bekommt von mir leider nur drei Sterne.