Beginn einer klugen und humorvollen Lebensbeichte - sehr lesenswert

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emma winter Avatar

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Das Buch interessiert mich!
So wünscht man sich einen Buchbeginn. Alexander, dreißig Jahre, hat soeben eine Wohnung in Minsk gekauft, mit Schlafsack und Wasserkocher will er die erste Nacht dort verbringen. Als er vom Einkaufen zurückkommt, ziert ein rotes Kreuz seine Wohnungstür. Er kommt nicht dazu, es wieder zu entfernen, seine Nachbarin Tatjana hält ihn davon ab. Sie leide an Alzheimer und benötige die Kreuze, um wieder nach Hause zu finden, erklärt sie. Nur widerwillig folgt Alexander ihr in ihre Wohnung. Dort beginnt Tata ihm ihre Lebensgeschichte zu erzählen.
Ein starker Buchbeginn. Alexander und Tatjana schenken sich nichts. Beide sind bis ins Unhöfliche ehrlich und sparen nicht mit Spott und Sarkasmus. Es macht Spaß ihnen zuzuhören und beide Charaktere sind sofort interessant und sympathisch. Die Handlung ist von Beginn an spannend. Was ist Alexander passiert? Was stand in dem Brief an Tata?
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er ist anspruchsvoll, wechselt geschickt zwischen knappen Sätzen, die die Handlung vorantreiben und klugen, ausschweifenderen Passagen. Immer wieder blitzt eine Prise Humor durch.

Das Cover ist interessant. Reduziert. Typisch Diogenes-Verlag.
Der Schatten der Frauensilhouette wirft ein schwarzes Kreuz auf die roten Treppenstufen. Damit ist der Bogen zum Titel geschlagen.

Ich erwarte im weiteren Verkauf die bewegende und fesselnde Lebensgeschichte von Tatjana zu lesen und auch über das Schicksal von Alexander mehr zu erfahren.

„Rote Kreuze“ möchte ich sehr gerne zu Ende lesen und würde mich über ein Printexemplar extrem freuen.