Besondere Familiengeschichte

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„Rote Sirenen“ ist ein besonderes Buch. Victoria Belim schildert darin die Suche nach ihrer Vergangenheit auf literarische Art. 2014 kehrt sie in ihre Heimat, die Ukraine zurück. Schon damals herrschte dort Krieg. Eingebetet in ihre eigene Biographie vermittelt sie viel geschichtliches Wissen über die Sowjetunion, Russland und die Ukraine und zwar nicht mit erhobenem Finger, sondern zwischen den Zeilen.
Der Ausgang des Buches ist die Recherche um ihren 1937 verschwunden Urgroßonkel und die Aufarbeitung des Todes ihres Vaters. Ihre Großmutter Valentina und ihr Kirschgarten sind der Fixpunkt ihrer Suche und obwohl sie einige Rückschläge hinnehmen und viele Hürden überwinden muss, findet sie Antworten auf ihre Fragen.
Nicht nur die ukrainische Geschichte und Kultur, mit der ich mich bis jetzt wenig befasst habe, sind interessant und machen das Buch bereits zu einer lesenswerten Lektüre, sondern vor allem die Menschen, die es bevölkern; allen voran Valentina. Die Herzlichkeit des ukrainischen Volkes, die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, trotz oder vielleicht gerade wegen der schlimmen Zeiten, die sie durchstehen mussten, sind verblüffend und herzerwärmend. Man kommt nicht umhin, mitzufiebern, was im Hahnenhaus passiert ist. Aufgrund der ausgezeichneten, prosaischen Erzählweise vergisst man schnell, dass es sich dabei nicht um Fiktion handelt, aber es ist ein Tatsachenbericht, es ist die Geschichte von Victoria Belim und ihrer Familie. Sie haben Schreckliches durchgestanden, weil eine Regierung korrupt und die Bevölkerung diesem Regime ausgeliefert war. Es sollte uns eine Lehre sein, es bei uns nicht so weit kommen zu lassen, aber auch in unserem Europa gegenseitig für uns einzustehen, denn sonst passiert genau das, was jetzt in der Ukraine geschieht.
„Rote Sirenen“ ist ein stilles, ein bedachtes Buch und dadurch umso stärker.
Wer einen besonderen Einblick in die Ukraine und dessen Geschichte bekommen möchte, sollte es lesen.