Familiäre Spurensuche in der Ukraine

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igirl Avatar

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Und plötzlich ist Onkel Wladimir nicht mehr erreichbar. Aber gerade er scheint der Schlüssel zu Victorias Fragen zu sein. Wladimir kennt die Familiengeschichte, doch es scheint als ob er sie nicht preisgeben will. Also reist, die in Belgien lebende, Victoria zurück zu ihren Wurzeln in der Ukraine und geht auf Spurensuche zu einem familiären Tabuthema: Nikodim, dem unter Stalin verschollenen Urgroßonkel und auf die Suche nach Antworten warum ihr eigener Vater Selbstmord beging. Victorias Großmutter Valentina steht ihren Nachforschungen zunächst ablehnend gegenüber, doch im Laufe vieler Besuche und Victorias unermüdlicher Recherche kommen sich Enkelin und Oma immer näher.

Sprachlich überzeugend und mit tiefen Einblicken in die Gefühlswelt Victorias werden die vielen familiären und geschichtlichen Spannungsfelder erzählt. Da die Erzählung mehrere Generationen einschließt, werden die familiären Schicksale mit den geschichtlichen Hintergründen zum Hin und Her zwischen der Ukraine und Sowjetunion im Laufe der Jahrzehnte geschickt verknüpft. Sehr gut gefallen haben mir die Schilderungen zu Gepflogenheiten, Traditionen, Gemeinsamkeit und Abgrenzung innerhalb der dörflichen ukrainischen Gemeinschaft und dem Zusammenhalt im verwandtschaftlichen Umfeld Victorias. Dabei geht es immer auch um Geduld, Beharrlichkeit und Vertrauen.

Ich finde, dass der Autorin mit „Rote Sirenen“ ein sehr gutes biografisches Werk gelungen ist, das nicht nur unterhaltsam zu lesen ist, sondern zudem Einblicke in den seit langem andauernden Konflikt zwischen der Ukraine und Russland bietet und daher einen dramatisch aktuellen Bezug hat.