Geschichtsstunde und mehr

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
rohana Avatar

Von

‚Rote Sirenen‘ hat meine Erwartungen voll erfüllt: Victoria Belim nimmt uns mit auf ihrer Spurensuche in der eigenen Familiengeschichte und damit auch in der bewegten Geschichte der Ukraine. Die persönliche Erzählweise der Autorin bringt einem die Menschen ihres Heimatlandes sehr nahe. Viel mehr als trockene Zahlen und Fakten aus einem Geschichtsbuch füllt dies Buch die Geschehnisse mit Leben. Der Leser kann mitempfinden, was das Leben unter einem totalitären Regime, was Kriegserlebnisse mit den Menschen, mit einer Gesellschaft machen. Auch drei Jahrzehnte nach dem Zerfall der Sowjetunion, nach Gründung der Ukraine, nach der Wende hier in Deutschland sind die Länder, die ehemals hinter dem sogenannten ‚Eisernen Vorhang‘ lagen, für mich wie weiße Flecken auf der Landkarte und ich denke, das geht zumindest vielen Menschen aus meiner Generation ähnlich. Victoria Belim hat nicht nur das politische und geschichtliche Wissen, sondern auch die Fähigkeit, Fakten im größeren Kontext verstehbar zu machen. So ist dies ein unglaublich wichtiges Buch, um ‚weiße Flecken‘ zu füllen, uns die Menschen näher zu bringen, Sitten und Gebräuche kennenzulernen und darüber Verständnis zu wecken.
Wie stark auch nachfolgende Generationen von traumatischen Erfahrungen ihrer Eltern und Großeltern beeinflusst werden, können wir immer noch in unserer eigenen Gesellschaft erleben. Belims Buch zeigt dies anhand der Geschichte ihrer Familie und regt damit auch zum Nachdenken über die eigene Familiengeschichte an.
‚Rote Sirenen‘ ist ein Buch, bei dem ich ganz viel nebenher im Internet nachgelesen habe. Und hier habe ich einen kleinen Kritikpunkt. Durch die Übertragung von Ortsnamen in lateinische Buchstaben ergeben sich immer wieder Schwierigkeiten, die Orte auf der Karte zu finden oder nach Namen zu suchen. Hier wäre es schön gewesen, im Buch eine Karte mit den wichtigsten Orten zu haben. Auch ein kleines Glossar mit einige Fakten zu den Begriffen hätte ich gern gehabt. Ich fand es schade, dass man als Leser hier teilweise so über die Sprachbarriere stolpert.
Aber auch ohne dies ‚I-Tüpfelchen‘ kann ich das Buch jedem empfehlen, der die Ukraine und ihre Menschen kennenlernen und ein wenig besser verstehen möchten.

Mein Fazit:
Absolute Leseempfehlung für dies Buch, das die Geschichte der Ukraine lebendig werden lässt und einem die Menschen dieses Landes näherbringt.