"Nichts verschwindet spurlos"

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Victoria Belim erzählt in Rote Sirenen, wie sie während des Krieges 2014 in die Ukraine, das Land ihrer Geburt und das Land ihrer Großmutter, zurückkehrt, um mehr über ihre Familiengeschichte, ihre Heimat und damit auch über sich selbst zu erfahren. Sie beschreibt den Umgang mit der ehemaligen Sowjetunion, den Umgang mit dem heutigen "Westen", die Konflikte und unterschiedlichen Sichtweisen innerhalb der Bevölkerung, zwischen den Gebliebenen und denen, die gegangen sind, zwischen denen aus der Stadt und vom Land, zwischen den Generationen.
Daraus entsteht fühlbar das Wesen der Ukraine, widersprüchlich, eigensinnig, der eigenen Geschichte, Kultur und Identität sehr verbunden, stark, anpackend, mit einer mitunter harten Schale und irgendwo darunter sehr warmherzig, ganz wie Großmutter Valentina und die anderen Frauen, denen Victoria auf ihrer Spurensuche begegnet.

Eine Geschichte, die im letzten Jahr noch eine viel tiefere Bedeutung gewonnen hat, emotional, persönlich und historisch, und die Auswirkungen eines immer wiederkehrenden Konfliktes ganz nah heranholt. Es ist vor allem die Geschichte der Frauen, die "an Orten, wo Männer in den Krieg ziehen müssen, [...] die Rolle von Erinnerungshüterinnen einnehmen" und die Geschichte bewahren, die bis in die Gegenwart hinein zu oft umgeschrieben, neu erfunden und zurechtgebogen wurde.