Sehr lesenswert!

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bea20 Avatar

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Ruhig, warmherzig und sehr persönlich erzählt Victoria Belim auf rund 350 sehr lesenswerten Seiten von der Geschichte ihrer ukrainischen Familie. Die in der Ukraine geborene, im Alter von 15 Jahren mit ihrer Mutter in die USA ausgewanderte und heute in Belgien lebende Autorin erkennt erst 2014 mit dem Schrecken über die russische Annexion der Krim ihre große Verbundenheit mit ihrem Geburtsort und begibt sich auf die Suche nach ihren Wurzeln und Antworten auf familiäre und politisch kontroverse Fragen.

Das Lesen des Buches war eine große Bereicherung für mich. Sehr interessant, zugleich spannend und mitreißend verknüpft die Autorin wehmütige Kindheitserinnerungen an ihr ukrainisches Heimatland, Rückblicke in die Geschichte der Sowjetunion, die Spurensuche nach ihrem in den 1930er Jahren verschwundenen Urgroßonkel sowie ein ehrliches und sehr persönliches Porträt ihrer ukrainischen Familie. Besonders die Großmutter der Autorin, die so eigensinnige wie liebevolle Valentina, die Zeit ihres Lebens ohne Bedauern alle Veränderungen des Lebens akzeptierte und bis zu ihrem Tod täglich stundenlang in ihrem Kirschgarten arbeitete, hat mich nachhaltig beeindruckt.

Ich bin in diesen Tagen oft erstaunt und sehr beeindruckt von der Widerstandsfähigkeit und positiven Haltung der Ukrainer. Alte Menschen, die ihre Dörfer nicht verlassen wollen und tagelang ohne Strom, Wasser und Nahrungsmittel ausharren, stoisch mit dem Wiederaufbau ihrer teils völlig zerstörten Häuser beginnen sowie meist junge Frauen, die mit ihren Kindern ins Ausland geflüchtet sind und voller Zuversicht und nicht verlorener Lebensfreude ihre Rückkehr in die Heimat ersehnen. Ich bin froh, dass mir dieses schöne Buch in die Hände gefallen ist und ich so vieles über die ukrainische Geschichte, ihre Kunst, ihre Kultur und ihre Religion lernen durfte. Ganz große Leseempfehlung!