Spurensuche

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kater_murr Avatar

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Victoria Belim ist in der Ukraine geboren und als Teenagerin mit ihrer Mutter in die USA emigriert. 2014 besucht sie ihre Großmutter in der Ukraine, um ihrer Familiengeschichte nachzuspüren. Aus den geplanten drei Wochen wird eine längere Zeit und sie kehrt immer wieder zurück. Die Spurensuche verläuft nur schleppend, aber während sie ihrer Großmutter im Garten hilft, erfährt sie langsam immer mehr über deren Leben.

Man sollte nicht mit der Erwartung an das Buch herangehen, mehr über die aktuelle Situation der Ukraine herauszufinden. Die Autorin hat es früher geschrieben und streift nur am Rande die Konfliktsituation. Was man eindrücklich erfährt ist ein Einblick in Alltag und Mentalität ihrer Familie/Bekannten, hauptsächlich auf dem Dorf. Es wird auch schön nachgezeichnet, wie der sowjetische Terror in Familien/Dorfgemeinschaften nachwirkt, lange nach dem Sturz des Regimes.
Gerade in der Mitte zieht sich das Buch etwas. Die Autorin beschreibt seitenlang Details, die für sie wichtig sind, für Außenstehende wiederum nicht ganz so interessant. Andererseits kommt man nicht umhin sich zu fragen, wie es den Personen aus den Büchern heute geht und ob es die besuchten Orte überhaupt noch gibt. Damit erreicht das Buch noch einmal eine ganz andere Ebene.
Es ist ein leises Buch, sehr detailreich erzählt und sehr persönlich.
Wenn man also mit den richtigen Erwartungen herangeht, kann man eine Facette der ukrainischen Identität kennenlernen.