Anfangs Dosenfutter, später gute Hausmannskost

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Bei "Rotes Gold" zahlt sich Durchhaltevermögen aus.

Zum Inhalt: Xavier Kieffer wird bei einer Einladung des Pariser Bürgermeisters Zeuge des Mordes an einem berühmten Sushikoch. Da er dem Gastgeber noch etwas schuldig ist, beginnt Kieffer zu recherchieren und gerät in die Mühlen zwischen EU-Beamten, Yakuza, politischen Befindlichkeiten im Wahlkampf und Cosa Nostra.

Zum Cover: Ein Blick von der Straße in ein nettes, kleines Bistro. Zwar handelt es sich bei Kieffers Restaurant wohl eher um ein etwas größeres Etablissement, aber die beschauliche Stimmung in weiten Teilen des Großherzogtums gibt dieses Cover perfekt wieder.

Mein Eindruck: Der Beginn der Ermittlung nach einem durchaus interessanten Eingangsszenario zog sich leider wie eine Mehlschwitze mit einem zu hohen Anteil an Kartoffelstärke: Viele Erklärungen zu Überfischung, Fangquoten, EU-Recht und dazu undurchsichtige Informanten und Politgeplänkel. Zusätzlich ein Koch als Hauptprotagonist, der so viel durch Europa pendelt, dass ich mich fragte, wie sein doch hoch gelobtes und geliebtes Restaurant mit einem Chef existieren kann, der sich wochenlang nur um seine kapriziöse Freundin oder die Arbeit der Polizei kümmern muss. Ab etwa der Hälfte des Buches kam jedoch Würze an die Soße: Es ergab sich (endlich) eine deutliche Spur aus dem Wirrwarr, die Ermittlungen gerieten zielführend, Kommissar Zufall hielt sich in Grenzen und handelnde Personen waren sympathisch genug gezeichnet, um zu gefallen, aber nicht zu anbiedernd. An einigen Stellen zogen sich die Augenbrauen des geneigten Lesers aber himmelwärts: Wie kann ein dicklicher Koch einerseits quasi James-Bond-Qualitäten entwickeln, andererseits dermaßen blauäugig in ein Treffen mit Vertretern der organisierten Kriminalität stolpern?

Fazit: Durch das interessante Personal, die schöne Umgebung und einer zum Ende stringenten und spannenden Geschichte fühlte ich mich dann doch noch gut unterhalten.

3 Sterne