Roher Fisch und Toter Koch

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Xavier Kieffer ist von Luxemburg nach Paris gereist. Er ist zu einem besonderen Sushi-Dinner eingeladen. Seine Freundin Valerie hat dafür gesorgt, dass er an dem Essen des berühmtesten französischen, wenn nicht sogar europäischen Sushi-Kochs teilnehmen kann. Viele berühmte Gäste sind ebenfalls vom Pariser Bürgermeister eingeladen. Aus diesem Grund fühlt sich Xavier, der "nur" Koch ist eher etwas unwohl. Und dann bricht zwischen dem ersten und den zweiten Gang der berühmte Koch sterbend zusammen. Eine Tetrodotoxin-Vergiftung hat ihn umgebracht. Die Polizei geht von einem tragischen Unfall aus, doch Xavier findet kurz vor seine Rückreise nach Luxemburg heraus, dass Mifune viel zu pingelig war, um sich selbst vergiften zu können. Ein Mord also...Xavier beginnt zu ermitteln, denn Valeries Freund der Bürgermeister gerät aufgrund des Vorfalls zunehmend unter Druck. Xavier ahnt nicht, mit wem er sich da anlegt. Es geht um jede Menge Geld und um das Töten von Fischen und von Menschen.

Dies ist der erster Roman, den ich von Tom Hillenbrand.gelesen habe.Doch auch ohne Vorkenntnisse konnte ich der Geschichte gut folgen. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, Orte und Speisen werden sehr detaillreich beschrieben. Auch die verschiedenen Personen werden gut in die Geschichte eingeführt, einige bleiben einem jedoch aufgrund der oberflächlichen Beschreibung bzw. der kurzen Auftritte eher fremd.Der Hauptcharakter Xavier ist einem jedoch trotz,oder wegen seiner Eigenarten schnell sympathisch. Ein Koch als "Mordfalllöser" ist (für mich) auch einmal eine neue Idee. Hillenbrands Krimi besticht außerdem durch ein sehr fundiertes kulinarisches Wissen und auch das (vermutlich sehr gut recherchierte) Wissen zum Thunfischfang und -handel beeindruckt sehr. Der Krimi ist spannend, jedoch verläuft der Spannungsbogen eher wellenförmig und gerät an einigen Stellen etwas in den Hintergrund,und das obwohl der Kriminalfall der Mittelpunkt der Erzählung ist. Dennoch handelt es sich um eine gut aufgebaute Geschichte mit einem logischen Ende.

Insgesamt hat mir das Buch "Rotes Gold" von Tom Hillenbrand gut gefallen. Jedoch hatte ich nach dem sehr überzeugenden Anfang des Buches irgendwie mehr erwartet. Zwar ist das fulminante Wissen des Autors über Sushi, die luxemburgische und französische Küche und den (Thun-)Fischfang extrem beeindruckend und tatsächlich zum großen Teil auch notwendig für das Verständnis des Kriminalfalls und der Charaktere, allerdings stört genau dieses meiner Meinung manchmal den Spannungsfaktor der Geschichte. Außerdem bleiben die Emotionen der beteiligten Personen eher im Hintergrund bzw. werden zu kurz beschrieben, als das der Funke auf mich überspringen konnte. Auch absurd finde ich, dass der Thunfischfang und der Umgang mit den Fischen (z.B. mögliche Hormongaben, um sie züchten zu können) angeprangert wird,die Gänsestopfleber jedoch mehrfach als kulinarischer Hochgenuss beschrieben wird. Immerhin erbricht sich Kieffer nach dem Verspeisen von Gänsestopfleber, Ortolan und Kapaun (mir persönlich wurde auch schlecht, bei der Beschreibung des Ortolan-Essens, aber ich esse sowieso kein Fleisch). Jedoch kann man dem Autor direkt daraus keinen Vorwurf machen, denn Gänsestopfleber usw. sind nun einmal Bestandteil der französischen (und luxemburgischen) Küche.

Trotz der Kritikpunkte ist "Rotes Gold" ein guter Krimi, mit kulinarischen und politischen Aspekten und Spannung, aber ohne(bzw. mit wenig) "Action". Ich persönlich werde bei Gelegenheit einmal das erste "Xavier-Kieffer-"Buch von Tom Hillenbrand lesen, um zu schauen, ob der Autor vielleicht in diesem Roman "zu viel wollte" und mich deshalb nicht 100% überzeugen konnte. Achja, außerdem werde ich auch irgendwann mal nach Luxemburg reisen, denn die Ortsbeschreibungen des Autors waren wirklich hinreissend.