Rotes Gold

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maenade Avatar

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Rotes Gold ist ein an der Grenze zum Regionalkrimi (Luxemburg) angesiedelter Vertreter der für mich noch recht neuen Gattung der kulinarischen Krimis. Folgerichtig geschieht der erste Mord auch in der Küche, genauer gesagt bei einem Showkochen. Der Sushimeister Ryuunosuke Mifune und Star eines Galaabends auf Einladung des Pariser Bürgermeisters François Allégret fällt während der Veranstaltung im Museé d’Orsay tot um. Er hat sich – bzw. er wurde, das scheint schnell klar – mit dem Gift Tetrodotoxin um die Ecke gebracht, dass sich in den Tentakelspitzen von Kraken sammelt. Mifune war aber nun ein Meister seines Fachs und ein solches Unglück wäre ihm nie passiert, sagen alle, die ihn kannten. Xavier Kieffer, selbst Restaurantbesitzer und mit Valérie, der Chefin des Guide Gabin liiert, war bei dem Essen anwesend und kann das ebenfalls nicht fassen. Halb von eigener Neugier getrieben, halb vom wirklich schwer unangenehmen Allégret genötigt, beginnt Kieffer nachzuforschen und arbeitet sich dabei tief in die Thematik des Thunfischs ein. Er beschäftigt sich mit Überfischung und der Schwierigkeit zu züchten, den verschiedenen Qualitätsstufen und -schnitten und natürlich den horrenden Preisen, die die Bezeichnung des Fischs als Rotes Gold begründen.
Das Buch ist erschreckend, mehr noch als der erste Band Teufelsfrucht, in dem es ebenfalls um Lebensmittel, Skandale bei ihrer Herstellung und die menschliche Gier nach Besonderem ging. Auch dieses Mal empfand ich Teile der Handlung als überzogen, allerdings wiederum ausdrücklich nicht die zutatenbezogenen, eher die James-Bond-esken Einlagen Kieffers.
Insgesamt ist es Tom Hillenbrand gelungen, Figuren zu erfinden, die mir zwar durchweg eher suspekt als sympathisch sind, mit denen ich aber dennoch gerne mitfiebere. Ein Krimi, den ich durchaus weiterempfehlen werde. Begeisterte Sushi-Esser sollten es sich allerdings gut überlegen, ob sie das Buch lesen wollen. Ihnen könnte der Appetit vergehen.