Sushi Mortale

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takabayashi Avatar

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Der 2. Fall um den Luxemburger Koch Xavier Kieffer, in dem der Autor Tom Hillenbrand  seinen Protagonisten wieder unsägliche Machenschaften der Ernährungsindustrie aufdecken lässt. Dieses Mal geht es um Sushi, und im Besonderen um Thunfisch, die großen Bluefins, die schon fast ausgestorben sind..

Xavier hatte sich auf ein Wochenende in Paris mit seiner Freundin Valerie gefreut. Am ersten Abend steht statt trauter Zweisamkeit jedoch erst einmal  ein Super-Luxus-Sushi-Dinner auf dem Programm: in exklusiver Location auf Einladung des Pariser Bürgermeisters , zubereitet vom besten Sushi-Meister Europas - Mifune. Leider ein kurzes Vergnügen, denn während die Gäste den ersten Gang genießen, fällt der Meister tot um. Nervengift, das im Kugelfisch, aber auch in Tintenfischen enthalten ist. Ein tragischer Unfall?

Aus dem romantischen Wochenende mit Valerie wird nichts, denn als Herausgeberin einer führenden Gastrozeitschrift, ist sie mit der Berichterstattung über Mifunes Tod ausgelastet. Xavier, der früher auch einmal längere Zeit in Paris gelebt und gearbeitet hat, trifft sich vor seiner Heimfahrt mit einem ehemaligen Kollegen und Freund, dem Sushi-Koch Toro. Der erklärt ihm, dass es ganz und gar unwahrscheinlich ist, dass Mifune sich versehentlich vergiftet hat.

Kieffer gibt diese Information weiter und ist froh, dass er mit dem Fall nichts zu tun hat. Doch weit gefehlt! Der Pariser Bürgermeister, dessen exklusive Einladung durch den Mordfall ins Licht der Öffentlichkeit gerückt wurde und dessen Lebens- und Arbeitsstil von den Medien daraufhin kritisch unter die Lupe genommen werden, ist in Bedrängnis und wünscht sich eine schnelle Auflärung des Falles. Er hält Kieffer für den richtigen Mann, Nachforschungen anzustellen und beauftragt ihn, das zu tun, Spesen spielen keine Rolle.

Und so ist unser Mann aus Luxemburg also wieder in einen Fall verwickelt.

Hillenbrand nutzt das Genre des Kriminalromans, um Informationen über die Nahrungsmittelindustrie auf unterhaltsame Weise an den Mann zu bringen. Was wir da erfahren von Fertig-Sushi, leergefischten Meeren, absurd teuren Thunfischen und menschlichen Versuchen, diese eigentlich nicht züchtbaren Tiere zu züchten, ist alles nicht sehr appetitlich und ziemlich erschreckend. Sowohl die Mafia, als auch die Yakuza haben ihre Finger im Spiel. Die Spannung kommt dank Kieffers waghalsigen Ermittlungsmethoden auch nicht zu kurz.

Nebenbei gibt es humorvolle Beobachtungen des europäischen Kochs über die verschiedenen Nationalitäten aus der Sicht des Gastwirts. Freund Pekka, der finnische EU-Beamte, spielt in diesem Band leider eine kleinere Rolle als im ersten. Auch Freundin Valerie erscheint nur als schmückendes Beiwerk. Wir bekommen aber viel luxemburgisches Lokalkolorit, denn obwohl Xavier natürlich auch öfter in Paris zu tun hat, und es ihn auch auf die Insel Favignana, südlich von Sizilien, verschlägt, so ist der Fall doch wider Erwarten tief in Luxemburg verwurzelt.

Wir erfahren auch viel über Sushi in seiner ursprünglichen Art und über die Rituale der in diesem Gewerbe tätigen Japaner. Und genau das ist es, was für mich heutzutafge den Reiz von Kriminalromanen ausmacht: dass es nicht nur um den nackten Kriminalfall geht, sondern dieser mit Lokalkolorit, interessanten Protagonisten und einer zusätzlichen Thematik angereichert wird. Das Buch kommt vielleicht nicht ganz an den Erstling "Teufelsfrucht" heran, hat mich aber mit seinem sympathischen Protagonisten, interessanten Schauplätzen, spannenden Ermittlungen und vielen Informationen sehr gut unterhalten. Auch wenn mir möglicherweise das Sushi demnächst im Halse stecken bleibt: von mir gibt es dafür 4 Sterne!