Tiefe Einblicke in den Thunfischhandel…

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anni1609 Avatar

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 Bei einem von Paris` Bürgermeister organisiertem, exklusiven Galadinner, mit ranghohen Gästen, kippt der großartige Sushimeister Ryuunosuke Mifune auf der Stelle um und stirbt kurze Zeit danach.

Schnell wird klar, es handelt sich um einen Mord am Sushimeister. Die Öffentlichkeit geht allerdings noch immer von einem tragischen Unfall aus.

Der Bürgermeister, Francois Allégret steht zudem unter öffentlichem Druck, vor allem aufgrund seines verschwenderischen Lebensstils. Er bittet deshalb den Luxemburger Koch, Xavier Kieffer, um Mithilfe zur Aufklärung der Umstände des Todes von Mifune. Dieser gerät dabei in ein Wirrwarr aus dubiosen Machenschaften im Thungeschäft und somit ins Visier der „Thunmafia“. Ein weiterer Mord lässt ihn trotz Schwierigkeiten unerbittlich weiter ermitteln.

 

Das Buch „Rotes Gold“ von Tom Hillenbrand widmet sich vor allem der Aufdeckung von Machenschaften im Thunfischhandel. Der Autor hat brillant ermittelt in diesem Bereich und schreibt seine Erkenntnisse im vorliegenden Roman nieder. Es geht ihm vor allem darum, auf die Überfischung unserer Meere und die Ausrottung bestimmter Fischarten hinzuweisen. Zudem werden in dem Roman auch politische Machenschaften aufgedeckt, die im Zusammenhand mit dem Thunfischhandel stehen.

Der Autor hat seinen Roman chronologisch aufgebaut. Zeitliche Sprünge wurden nicht verwendet, keine Sprünge in die Zukunft oder Vergangenheit. Damit erleichtert der Autor es dem Leser, sich zu Recht zu finden. Er fordert nicht zu großen Denkleistungen hinsichtlich zeitlicher Veränderungen auf.

Der Roman beginnt mit dem Mord am Sushikoch Ryuunosuke Mifune. Von Beginn an bemerkt der Luxemburger Koch Xavier Kieffer Unstimmigkeiten in Bezug auf den Tod von Mifune. Er beginnt bereits auf eigene Faust kleinere Ermittlungen anzustellen, wird aber auch vom Pariser Bürgermeister zu weiteren Ermittlungen angeworben. Es steht ihm für seine Ermittlungen ein unbegrenztes finanzielles Budget zur Verfügung. Die ersten Ermittlungen führen in verschiedenste Richtungen und verwirren nicht nur den Koch, sondern auch den Leser. Es ist zu Beginn sehr schwierig, die Zusammenhänge herzustellen. Dieses wird im Laufe des Romans leichter, vor allem auch aufgrund von Zusammenfassungen, die der Autor Xavier Kieffer vornehmen lässt. Kieffer gerät während seiner Ermittlungen immer tiefer in die Machenschaften des Thunfischhandels und in diesem Bereich soll später auch die Lösung des Todes von Mifune erklärt werden können.

 

Der Autor, Tom Hillenbrand, hat sich als Hauptfigur einen übergewichtigen Koch, ca. 45-50 Jahre alt, mit gutmütigem Gemüt ausgewählt. Xavier Kieffer hat ein eigenes Restaurant in Luxemburg. Der Autor stellt Kieffer sarkastisch dar, lässt ihn technisch unversiert und bodenständig wirken. Kieffer ist Hobbyermittler und schnüffelt gern herum. Er lässt sich nicht abschütteln und gibt nicht auf, bevor er entsprechende Ergebnisse vorweisen kann.

Ihm an die Seite gibt der Autor Valérie Gabin, ein gut aussehende, erfolgreiche Unternehmerin – Eigentümerin des Guide Gabin, einem Sterneführer für Restaurants. Valérie ist 36 Jahre alt, Multimillionärin und sehr sportlich. Sie ist somit komplett das Gegenteil des Kochs und gerade deshalb die perfekte Partnerin. Der Autor lässt das ungleiche Pärchen sich ab und zu streiten, aber auch immer zum perfekten Zeitpunkt wieder versöhnen.

Die dritte wichtige Person des Romans ist Francois Allégret, Bürgermeister von Paris. Der Autor lässt erahnen, dass der Bürgermeister eher Neigungen zu Männern hat. Zudem scheint Allégret vor allem verschwenderische Ausgaben zu verbergen zu haben. Der Bürgermeister wird als gut aussehend beschrieben und scheint ca. 40 Jahre alt zu sein.

Zudem spielt der Sushikoch Ryuunosuke Mifune eine große Rolle im Roman von Hillenbrand. Er sei Europas bester Sushikoch, stirbt aber gleich relativ zu Beginn des Buches.

Weitere wichtige Personen sind der Finne Pekka Vatanen, Stammgast im Restaurant von Xavier Kieffer, arbeitet als EU-Abgeordneter in Luxemburg, Pedro Alvarez, Mitarbeiter der EU-Fischereiaufsichtsagentur, der als Aufgabe die Überprüfung der Fangquoten obliegt und Kaneda Hashimoto, genannt Toro, alter Bekannter von Xavier Kieffer, der damals mit Kieffer gemeinsam in einem Restaurant in Paris gearbeitet hat.

Zu guter letzt spielt Trebarca Silva, erfolgreicher Geschäftsmann in verschiedensten Branchen, eine entscheidende Rolle im Roman.

 

Der Autor verwendet in seinem Roman verschiedenste Schauplätze. Die Geschichte spielt sowohl in Paris, beispielsweise im Muséo Orsay, in verschiedensten Restaurants oder aber auch auf dem Rungis, dem Pariser Großmarkt. Außerdem verbringt Kieffer viel Zeit in Luxemburg, da sich dort sein Restaurant befindet. Zudem hat er in der Unterstadt eine kleine Wohnung, direkt an der Alzette. Während der Ermittlungen reist Kieffer für weitere Recherchen unter anderem nach Esch oder nach Sizilien, auf die Insel Favignana.

Tom Hillenbrand beschreibt die verschiedenen Schauplätze detailgenau und sehr ausschmückend. Somit ist es dem phantasiereichen Leser möglich, eigene Kulissen im Kopf zu kreieren. Die Ortsbeschreibungen sind anregend und erleichtern dem Leser das Verfolgen der Geschichte.

 

Sprachlich gesehen hat sich der Autor für eine gut verständliche Form entschieden. Durch belgische, französische oder auch japanische Worte und Passagen stellt der Autor für den Leser einen näheren Bezug zum Roman her. Dieses vertieft er außerdem durch viele Fachbegriffe aus dem Bereich der Sushiküche und des Fischhandels. Der Roman scheint diesbezüglich vom Autor sehr gut recherchiert worden zu sein.

Zudem bedient er sich detailgenauer und ausführlicher Schilderungen der Orte und Landschaften. Dies ist phantasieanregend und – fördernd.

Die Wortwahl und Ausdrucksweise ist sehr gut gewählt. Somit hat der Leser das Gefühl, „in besseren Kreisen“ zu verkehren. Die Satzlängen sind angemessen, der Autor verzichtet weitgehend auf verschachtelte, schwer verständliche Sätze.

Der Roman wird aus der Perspektive vom Koch Xavier Kieffer in der 3. Person erzählt.

Insgesamt kann man von einer mittleren Verständlichkeit des Romans sprechen, die durch häufige Fachbegriffe ein wenig erschwert ist.

Die Dialoge im Roman sind gut nachvollziehbar und in der Ich-Perspektive geschrieben. Ab und zu sind die Dialoge, vor allem Telefonate, ein wenig zu langatmig oder werden erneut durch Fremdsprachen oder Fachbegriffe verkompliziert.

Im Großen und Ganzen ist der Roman aber flüssig geschrieben und gut lesbar.

Die Kapitelgliederung ist verbunden mit der laufenden Geschichte. Ein Kapitelende ist stets verbunden mit dem Ende einer Situation oder mit einem Ortswechsel. Demnach sind die Kapitel verschieden lang. Für den Leser wird die Lesbarkeit des Romans durch solch sinnvolle Kapitelgliederung erleichtert.

Schwierig und verwirrend sind für den Leser die verschiedenen Ansätze, die zur Lösung des Falles führen sollen. Es sind während des Romans viele „Kriegsschauplätze“, die erst im Laufe der Geschichte zusammengeführt werden.

Während des Romans kommt es zudem zu einer Überraschung, die erneut Schwung in die weiteren Ermittlungen bringt.

Das Ende des Romans ist lange nicht vorhersehbar. Der Zusammenhang der ganzen verschiedenen Ermittlungen wird erst im letzten Kapitel für den Leser ersichtlich. Somit bleibt die Auflösung des Falles bis zum Schluss spannend.

 

Den Roman von Tom Hillenbrand würde ich zum Genre der „leichteren“ Krimis zählen. Es besteht während des Lesens keine überwältigende Spannung, dennoch ist der Leser doch interessiert daran, die Hintergründe der Tat und die Zusammenhänge zu erfahren.

 

Der Roman ist erschienen als Taschenbuch – klein und handlich. Auf der 1. Innenseite erhält der Leser eine kleine Inhaltsangabe und kurze Informationen über den Autor.

Nach Abschluss des Romans ist ein Nachwort vom Autor gedruckt, in dem er die Intention für seinen Roman erläutert.

Außerdem ist ein Glossar mit „Küchenlatein“ abgedruckt, damit sich der Leser besser über die verwendeten Fachbegriffe informieren kann.

Das verwendete Cover des Buches ist meiner Meinung nach passend und ansprechend.

 

„Rotes Gold“ von Tom Hillenbrand ist es definitiv wert, gelesen zu werden. Die Story ist fesselnd und gleichzeitig schockierend. Als Leser muss man sich bewusst sein, dass man anschließend sicher keinen Thunfisch mehr verspeisen wird.

Ein gelungener, sehr gut recherchierter Roman, der aufgrund der sarkastischen Hauptfigur auch ein Schmunzeln auf die Lippen zaubert.