Großes Kino

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abibliophobia Avatar

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Ich mag von Bülow als Schauspieler sehr, umso gespannter war ich auf seinen ersten Roman. Häufig liegt das Talent ja nur in einer Kunst. Um es vorweg zu nehmen: dies ist hier nicht der Fall!
Das Cover gefällt mir, es ist auffällig und farbenfroh, möge der Inhalt genauso sein.
Das Buch beginnt unvermittelt mit Marc und seinem Trip nach München zu einer Beerdigung. Erst lernt man seine Familiengeschichte kennen, dann ihn als Person. Auffällig ist der leichte und flüssige Schreibstil: nicht zu viele und nicht zu wenig Worte, das muss man als Autor wirklich können.
Das erste Kapitel macht Lust auf die Freundschaft zwischen Marc und Roy, ohne genau zu erklären, was vorgefallen ist, spürt man, dass es sehr tief geht und noch eine wichtige Rolle im Verlauf der Geschichte spielen wird.
Von Bülow nimmt uns mit an die Anfänge von Roys und Marcs Freundschaft, ein typischer Jungs-Schulstreich, der sehr klar und deutlich den Beginn der Freundschaft skizziert. Er spielt mit seinem Schreibstil gekonnt mit Klischees und kreiert dadurch sehr witzige Anekdoten.
Die Protagonisten haben diese skurrilen Gedankengänge, die wir alle haben, die aber nie jemand laut äußert, das mag ich sehr.
Ein Roadtrip mit Tiefe, sehr gut geschrieben ist das Abschweifen auf der Autobahn zu den Geschichten von früher, das eigene Leben zieht auf einer Fahrt durch Deutschland an einem vorbei. Ein toller Ausgangspunkt und eine hervorragende Umsetzung.
Jugendliche Leichtigkeit wechselt sich ab mit erwachsener, tiefer Melancholie.
Der Erzählstil hat mich sehr gepackt. Die Rückblenden und die Entwicklung der Freundschaft ist realistisch dargestellt, ohne zu langweilen und gibt genug Spielraum für die eigenen Gedankengänge.
Mit 18 durch Europa, man fühlt sich direkt in seine eigene Jugend zurückversetzt. Man wird mit Marc erwachsen, seine Entscheidungen für die Schauspielschule, seine Freundschaft zu Roy und sein Verhältnis zur Familie sind sehr vielschichtig erzählt. Jeder Bereich (Tod, Schauspiel, Freundschaft, Liebe) klingt, als hätte von Bülow die Lebenserfahrung eines Hundertjährigen. Er erzählt wahnsinnig warm, äußerst genau und sehr interessant. Super Buch!