Leicht und schwer zugleich

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bea20 Avatar

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Der Roman ist gut und packend geschrieben. Die Handlung ist nicht spektakulär und spannungsgeladen, die Themen aber so vielschichtig und aus dem Leben gegriffen, dass das Lesen intensiv und anregend ist. Schnell ist man vom leisen, ehrlichen Erzählton mitgerissen und begibt sich mit der Hauptfigur Marc auf Erinnerungsreise in Kindheit, Schul- und Jugendzeit und die ersten Schritte ins Erwachsenen- und Berufsleben.

Im Mittelpunkt des Romans stehen die beiden Schulfreunde Marc und Roy, die in den Achtzigerjahren in München aufwachsen und trotz unterschiedlicher sozialer Herkunft und Charaktere Freundschaft schließen und gemeinsam träumen, Partys feiern und erwachsen werden. Roy, dem Sohn schwerreicher Eltern, steht die Welt eigentlich offen, er will jedoch nicht wirklich etwas vom Leben. Charakterlich eher wankelmütig, launisch und oft unberechenbar ist er der dominante Part des Duos und finanziert mit seinem im Überfluss vorhandenen Geld sämtliche Reisen, Partys und verrückte Aktionen des ihn umschwärmenden Freundeskreises. Marc, in finanziell bescheidenen, familiär aber sehr behüteten Verhältnissen aufgewachsen, ist vernünftig, bedächtig, sehnt sich nach Anerkennung und Erfolg und steht immer im Schatten seines extrovertierten, selbstbewussten Freundes. Dennoch verbindet die beiden viel in ihrer Jugendzeit, sie geben einander Halt und vertrauen sich. Mit zunehmendem Alter vermehren sich jedoch die rivalisierenden und sprachlosen Momente, die völlig verschiedenen Ziele und Erwartungen ans Leben, so dass sich die Wege irgendwann trennen und nur noch sporadisch Kontakt gehalten wird. Marc hat die Schauspielschule besucht und erste Erfolge an kleinen Theatern feiern können, Roy hat, vom Geld des Vaters finanziert, eine Galerie übernommen und sich als Künstler und Lebemann ausprobiert. Da schlägt das Schicksal zu, plötzlich und unerwartet wie man so sagt. Und dann kommen sie, die Erinnerungen an die vielen lustigen gemeinsamen Erlebnisse und Abenteuer, aber auch die verstörenden und sprachlosen Momente ihrer Freundschaft, die falschen Entscheidungen, unausgesprochenen Gefühle und Erwartungen, - sämtliche Versäumnisse, die nun nicht mehr nachzuholen sind. Unwillkürlich reflektiert und leidet man als Leser mit und erkennt einmal mehr, wie dicht Leichtigkeit und Schwere beieinander liegen. Fazit: sehr lesenswert