Unterhaltsamer Coming-of-Age-Roman

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zabou1964 Avatar

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Als ich den Debütroman des Schauspielers Johann von Bülow auf Vorablesen entdeckte, war meine Neugier sofort geweckt. Das farbenfrohe Cover, das ganz in Orange-, Rot- und Pinktönen gehalten ist, hat meinen Blick magisch angezogen. Der erste Satz „Freundschaft ist etwas Seltsames.“ hat mich sofort schmunzeln und innehalten lassen. Ich wollte wissen, was es mit der Freundschaft der beiden Jungen Marc und Roy auf sich hatte.

Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein: Marc, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, stammt aus einem soliden Elternhaus in einer Reihenhaussiedlung in München. Roy wächst in einer Villa auf. Seine Eltern sind reich, es fehlt ihm an nichts. Die beiden lernen sich als Kinder kennen und bleiben ein Leben lang, mal mehr, mal weniger, befreundet. Der Roman beginnt damit, dass Marc von Berlin nach München zur Beerdigung seines Freundes fährt, der im Alter von 47 Jahren verstorben ist. Auf der langen Fahrt lässt er die gemeinsame Zeit Revue passieren und denkt über Freundschaft nach.

Roy war mir eigentlich an keiner Stelle der Geschichte sympathisch. Er ist verwöhnt, überheblich und arrogant. Er ist der deutlich dominantere in der Freundschaft mit Marc. Der war mir sofort sympathisch. So richtig konnte ich nicht nachvollziehen, weshalb Marc mit Roy befreundet ist. Aber so ist es wohl manchmal im Leben. Die beiden wachsen zusammen auf. Der Leser erfährt viel über die Zeit in den 70er, 80er und 90er Jahren. Einige Begebenheiten kamen mir durchaus bekannt vor: die ersten Schwärmereien für Mädchen, Diskothekenbesuche (Roxy ist der Name einer Münchner Diskothek), erste Erfahrungen mit Alkohol und Drogen, die erste Liebe.

Sprachlich ist der Roman ein Genuss. Man merkt, dass der Autor Schauspieler ist. Seine Sprache ist so bildhaft, dass die Geschichte wie ein Film vor meinem inneren Auge ablief. Heitere und ernste Passagen wechseln sich ab. Die Geschichte hat mich auch zum Nachdenken angeregt.

Ich hoffe sehr, dass Herr von Bülow neben seiner Tätigkeit als Schauspieler noch einmal Zeit findet, einen Roman zu schreiben. Ich werde ihn auf jeden Fall lesen.