Warum heißt eigentlich das Buch “Roxy”?

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kleine hexe Avatar

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Jetzt mal im Ernst, Herr von Bülow, weshalb Roxy? Die Edeldisko wird höchstens zwei oder dreimal im Buch erwähnt. Da trifft sich die Jeunesse Dorée der Münchner Schickeria und die, die gerne dazugehören würden, Aber sie steht nicht im Vordergrund. Das ist eher die komplizierte Beziehung zwischen Marc und Roy. Der eine aus einem “kleinkarierten” Haus, der andere aus großbürgerlichen Verhältnissen. Marc ist sich schon aus seiner Jugend her bewusst, “... nie ein richtiges Gefühl dafür gehabt, [zu haben] wer er eigentlich war. Er wusste, was seine Eltern, Lehrer, Freunde von ihm erwarteten, und er war geschickt genug, diese Erwartungen zu bedienen. …Aber er hatte schlicht keine Ahnung, wer er selbst eigentlich sein wollte. er wusste nur, dass er jemand anderes sein wollte als der, der er bisher gewesen war.” (S. 73) Dies wirft Roy ihm letztendlich auch vor.
Und da ist auch Carolin, die beide attraktiv finden, Marc liebt sie, ist aber zu scheu, zu unsicher, um zu seiner Liebe zu stehen. Marc hat “Angst sich zu bekennen. Angst vor dem Risiko. War das ein Wunder, bei all den ängstlichen Leuten um ihn herum, mit denen er aufgewachsen war?” (S. 320-321) Roy versucht Marc aus diesem ständigen Zustand der Ängstlichkeit herauszuholen, ihn dazu zu bringen, zu sich selbst zu stehen, sich dem Leben offen zu stellen. Auch Marcs Liebe zu Carolin steht unter diesem schweren Schatten, über den er nicht springen kann. Nur ganz zum Schluss, sozusagen aus dem Grab heraus, kann Roy seinen Freund so weit bringen, Carolin anzurufen und die Weichen in seinem Leben umzustellen. Und so endet das Buch auf einer positiven Note.
Deshalb wiederhole ich meine Frage: Weshalb Roxy? Roy gehört zu dem Glamour, den Roxy ausstrahlt, Marc würde gerne dazu gehören, fühlt sich aber nicht stark genug dafür und als nicht dazugehörig. Ganz anders als Schober, der Hochstapler. Mit aller Gewalt will er zum Glamour-Kreis im Roxy dazugehören, nur um letztendlich grausam zu scheitern.
Roys Eltern sind reich. Sehr reich. Eine Yacht, ein Ferienhaus an der Cote d’Azur, ein Ferienhaus am Gardasee, in München ein riesiges Haus mit Park und Garten, Luxusautos, usw. Aber man hat den Eindruck, Roy ist in all dem Luxus nicht glücklich. Manchmal wünscht er sich die Stabilität und Gediegenheit von Marcs Elternhaus. Marc kann das nicht glauben. Er kann sich nicht vorstellen, dass jemand wie Roy, ein Sonnyboy wie er im Buche steht, ihn um sein Elternhaus beneidet.
Die Leichtigkeit mit der von Bülow erzählt täuscht nicht hinweg über den ernsten Tenor, der das Buch durchzieht. Leben und Freundschaft und Liebe sind die Grundthemen des Romans. Man hat fast den Eindruck, dass Roy erst sterben musste, damit Marc endlich zu sich selbst findet und zu seiner Liebe zu Carolin. Und wenn ein Buch mit dem Gedanken an die Liebe endet, lässt es ein angenehmes Gefühl zurück, so als hätte Marcs Leben endlich einen Sinn. Und dadurch wird unser eigenes Leben auch ein wenig heller.