Wer bin ich wirklich?

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Der sehr bekannte Schauspieler, Johann von Bülow, erzählt in seinem Erstlingswerk „Roxy“ von der langjährigen Freundschaft von Marc und Robert, zweier sehr unterschiedlicher Charaktere, die gemeinsam, aber in sehr unterschiedlichen Milieus, aufwachsen. Marc hat sein Leben lang nach Anerkennung gesucht und fragt sich auch nach vielen Jahren der Freundschaft zu Robert (Roy), ob er tatsächlich sein bester Freund war und ist, denn Roy, der Sohn sehr reicher Eltern, muss sich niemals anstrengen, ihm steht die Welt offen, jedoch hat er nicht wirklich ernsthafte Ziele im Leben. Sehr gut gefällt mir die charakterliche Ausformung des Duos. Roy ist generell sehr dominant, aber auch unberechenbar in seinen Handlungen und Äußerungen. Er lebt seine Launen bis zum Exzess aus. Durch Roys unbeschränkte Geldquelle hat er einen großen Fan- und Freundeskreis, denn Riesenpartys, Reisen und spontane Aktionen werden immer von ihm ( bzw. seinem Vater ) bezahlt. Dazu passt sehr gut die Münchner Diskothek „Roxy“, die zum Titel des Werkes wird und auch in dem sehr farbenfrohen und verschwommen wirkenden Cover das Farbenspiel der Diskothek symbolisiert. Roy ist dort der Partylöwe säuft und tobt sich bis zu Exzess aus.
Marc ist das totale Gegenteil: immer auf positive Außenwirkung bedacht lässt er sich so manche Schikane von Roy gefallen. Dadurch, dass er Schauspieler wird ( etwa Anspielung auf Johann von Bülow?) kann er seine Selbstfindung initiieren und in andere Rollen schlüpfen. Aber er gleitet immer wieder in den angepassten Charakter ab und verhält sich so, wie andere ihn haben wollen ( vgl. S.320 d. Werkes).
Kritisch blickt er auf sein halbes Leben zurück, als er zu Roys Beerdigung fährt.
Nicht nur durch den häufig sehr ausgefeilten Erzählstil in Hypotaxe, sondern auch durch locker erzählte Passagen und Sprünge in der Erzählstruktur wird das Werk zu einer gelungenen Unterhaltungslektüre, die aber durch Themen wie Verlust, Erwachsenwerden und Tod zum Nachdenken anregt. Wichtig ist auch die Beziehung der beiden zur selben Frau, die sich durch Roys Egoismus kaum überbieten lässt.
Mir hat das Werk sehr gut gefallen, denn es hat positive wie negative Erinnerungen in mir hochkommen lassen.