Krise, Koffer, Klischees...

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bertidunsche Avatar

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...und am Ende habe ich eine Krise!

Eine promovierte Kunsthistorikerin und Innenarchitektin überrascht den Mann, mit dem sie zusammenlebt und ein Kind hat, im gemeinsamen Bett in seiner stattlichen Villa mit einer anderen Frau. Sie verlässt ihn und steht vor dem persönlichen und finanziellen Ruin. Ihre Mutter schenkt ihr eine Woche Urlaub auf Mallorca zum Entspannen und zur Neuorientierung.

Wie fängt eigentlich ein typischer Männerroman an?

Ein Mann kommt vom Shoppen nach Hause und erwischt dabei seine erfolgreiche Lebensgefährtin in deren schicker Penthousewohnung, in der sie gemeinsam wohnen und auch ein Kind miteinander haben, mit einem in die Jahre gekommenen Herrn im gemeinsamen Schlafzimmer in eindeutiger Situation. So vielleicht? Ich  weiß es nicht,  wahrscheinlich deshalb, weil es keine typischen Männerromane gibt. Ich frage mich dann aber, warum wir Frauenromane wie diesen von Frau Hauptmann brauchen.

Welche (promovierte) Frau gibt ihre Arbeit auf, kümmert sich nicht um die Altersvorsorge, bekommt ein Kind und lebt in lockerer Partnerschaft mit dem Vater des Kindes in den Tag hinein, gesponsert von seinem Vermögen? Wahrscheinlich leider zu viele Frauen, denn sonst würde es solche Geschichten wie die aktuelle von Gaby Hauptmann wohl nicht geben.

Kaum habe ich diese Erkenntnis verarbeitet, erfahre ich, dass  jeder Mann “mal” fremd geht, frau das aber bitte schön doch verzeihen soll. Tja, der mütterliche Rat ist doch immer gerne gehört. Zugegeben, in der Situation, in die sich die Protagonisten gebracht hat, vielleicht sogar noch mal überdenkenswert. Es folgt Klischee auf Klischee, ich hatte ehrlich gesagt schon Angst, dass der attraktive Hotelnachbar der Auserwählte für die folgenden 300 Romanseiten sein wird (natürlich auf altbekannten Umwegen), und war richtiggehend erleichtert, als doch relativ schnell seine Partnerin auftaucht.

Fazit:           
Dieser Roman eignet sich für mich weder als seichte Strandlektüre noch als süffige Unterhaltungslektüre in der Straßenbahn. Diesen Roman gibt es wahrscheinlich schon in hundert Variationen, da er souverän alle gängigen Klischees bedient. Dieser Roman motiviert hoffentlich nicht noch mehr Frauen, sich in die gleiche Situation wie die Protagonisten zu bringen und auf ein Happy-End auf Mallorca oder wo auch immer zu hoffen. Denn leider spielt das Leben selten so wie in einem typischen Frauenroman, zumindest nicht, was das unumgängliche Happy-End betrifft.