Die Last der unerreichbaren Liebe

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Die Rückkehr nach Budapest von Nikola Kiss ist ein vielschichtiges und emotionales Werk, das den Leser auf eine Reise durch die Vergangenheit und Gegenwart einer Frau führt, die mit den komplexen Gefühlen von Verlust, Liebe und Identität konfrontiert ist. Die Geschichte beginnt mit einer Beerdigung in Ungarn, wo die Hauptfigur, Márta, sich von einer alten Freundin verabschiedet. Doch der Tod dieser Freundin ist nur der Ausgangspunkt einer Erzählung, die tief in die Vergangenheit eintaucht und die schwierigen Lebensumstände von Márta und ihrer Cousine Theresa über mehrere Jahrzehnten hinweg beleuchtet.

Die Geschichte ist durchzogen von Rückblicken auf ihre Kindheit am Balaton, der ungarischen Heimat, in der sie mit ihrer schwierigen Familiensituation konfrontiert war. Die Beziehung zu ihrer Mutter, die sie und ihren alkoholkranken Vater im Stich liess, prägt Márta zutiefst und führt sie schliesslich nach Berlin zu Theresa. Dort gerät sie in einen Strudel aus toxischen Beziehungen und politischen Verstrickungen, während sie gleichzeitig von einer unerreichbaren Liebe verfolgt wird.

Nikola Kiss gelingt es, die komplexen Gefühle und Konflikte ihrer Protagonistin mit einer klaren und flüssigen Sprache zu vermitteln. Besonders bemerkenswert ist die Authentizität der Schilderungen. Als Leser wird man förmlich in die Szenen hineingezogen.

Die Darstellung der politischen Lage Berlins in der Zeit der geteilten Stadt ist ebenfalls gut eingefangen und bietet einen interessanten Kontext zu den persönlichen Gefühlen von Márta. Doch die wahre Stärke des Buches liegt in der Art und Weise, wie es die emotionale und psychologische Reise von Márta nachzeichnet. Sie kämpft mit einer Vielzahl von Herausforderungen, darunter toxische Beziehungen und der unaufhörlichen Sehnsucht nach einem Mann, der unerreichbar bleibt.

Allerdings bleiben einige der Nebenfiguren, wie Konstantin, eher flach und es fehlt ihnen an Tiefe, was die Geschichte etwas einschränkt. Besonders in der Gegenwart hätte man sich mehr Details und Entwicklungen gewünscht, um die Charaktere noch greifbarer und vielschichtiger zu machen.

Ein zentrales Thema des Buches ist die Frage, ob eine Frau einen Mann braucht, um glücklich zu sein – eine Botschaft, die sich wie ein roter Faden durch das Werk zieht. Am Ende zeigt sich, dass wahres Glück nicht in einer Beziehung zu einem unerreichbaren Mann liegt, sondern in der Selbstfindung und der Fähigkeit, sich selbst zu lieben. Diese Botschaft kommt kraftvoll zur Geltung, auch wenn sie von den vielen toxischen Beziehungen, die Márta durchlebt, etwas überschattet wird.

Insgesamt ist Die Rückkehr nach Budapest ein interessantes, gut geschriebenes Buch, das viele emotionale und historische Facetten beleuchtet. Die authentische Darstellung der ungarischen und deutschen Kulissen ist ein klarer Pluspunkt, ebenso wie die interessante Auseinandersetzung mit den politischen und persönlichen Herausforderungen der Protagonistin. Wer sich für die Geschichte einer starken, aber auch zutiefst verletzlichen Frau interessiert, wird in diesem Buch sicherlich fündig.