Ein Sommer in Berlin

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kaberke Avatar

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Schon das Buchcover weckt die sommerlichen Gefühle, die Marta verspürt haben könnte, als sie in jenem Sommer ihre Freundin Theresa nach Berlin besuchen fährt. Die Freundschaft zwischen den beiden ist spannend, komplex und gleichzeitig sehr simpel: Theresa gibt den Ton an und ist die, die sozial auffällt und begehrt wird, die es gewissermaßen leicht im Leben hat. Marta dagegen beobachtend und unterstützend kommt in Berlin das erste Mal so richtig mit ihrem "egoistischen Anteil" in Kontakt. Spannend ist es zu beobachten, wie Marta sich von zu Hause löst und versucht, in Berlin Fragen darauf zu finden, wer sie ist und was sie möchte. Etwas, was ihr erst viel später gelingt.
Das Buch liest sich leicht und schnell. Besonders gut haben mir der parallele Lesestrang gefallen, der zwischen dem Jetzt (die Beerdigung von Theresa) und dem Vergangenen pendelt und so langsam die Geschichte von Marta aufrollt. Fast ein bisschen, als würde man sie gemeinsam mit Marta reflektieren.
Vielleicht auch gerade deshalb, weil Marta mehr eine beobachtende Person ist, fiel es mir schwer, eine Beziehung mit ihr aufzubauen/mich mit ihr zu identifizieren. Mir fehlte ein bisschen die Tiefe oder die emotionale Ausdrucksstärke, die ich mir in manchen Situationen sehr von Marta gewünscht hätte. In vielen Punkten wirkte sie wie ein "trotziges" Kind, das aber seine Gefühle nicht direkt verbalisieren konnte, weshalb ich mich, trotz alterstypischer Themen, nicht mit Marta anfreunden konnte.
Durchaus lehrreich und gut gewählt fand ich das Setting - das geteilte Deutschland. Ein wichtiger Kontext, der gut aufbereitet wurde und wieder mal einen wichtigen Einblick in eine Geschichte gibt, die untrennbar mit Deutschland verwoben ist und nicht in Vergessenheit geraten sollte.
Trotz der teils fehlenden Tiefe habe ich das Buch richtig gerne gelesen und kann es weiterempfehlen.