Auf großem Fuß

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marapaya Avatar

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Lorenz Prischinger ist ja ein goldiges Herzblatt. Anfang 30, arbeitsloser Schauspieler mit Egokomplex und keinem Händchen für eine simple Einnahmen-Ausgaben-Überschussrechnung. Allein für die Taxiszene hätte ich ihm gern in den Hintern getreten. Vea Kaiser hat ein absolutes Gespür für ihre Figuren und verschlägt uns mit ihrem neuen Roman wieder nach Österreich. Wiener Großstadt in der Jetztzeit und das Hinterland in der Nachkriegszeit. Es wird ein Familienroman und ich habe mit Sepp Prischinger bereits jetzt auf den ersten 50 Seiten größtes Mitleid auf beiden Zeitschienen. Als ältester Sohn einer alleinerziehenden Mutter hat er ständig seine Geschwister an der Backe, dabei offensichtlich nix gelernt, weil er seinen eigenen Sohn Lorenz zu diesem lebensuntüchtigen Kerl verzogen hat.
Vea Kaisers Erzählstil ist wie ein Sog, man ist sofort ganz dicht dran an den Figuren, bildet sich schnell eine Meinung über sie und kann sich dem Erzählfluss quasi nicht entziehen, weil ein gutes Bild das andere jagt.