Einfach bärig

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zopfmadame Avatar

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Was ist schon das Gesetz, wenn es darum geht, denen, die wir lieben, den letzten Wunsch zu erfüllen? Genau mit dieser Fragestellung befasst sich Vea Kaisers neustes Buch "Rückwärtswalzer - oder die Manen der Familie Prischinger".

Der letzte Wunsch von Lorenz Onkel Willi ist es, in seiner Heimat Montenegro begraben zu werden - aber was tun, wenn kein Geld für eine sachgemäße Überführung vorhanden ist? Richtig, man schnappt sich die Leiche des Onkels, seine drei Tanten und eine Kiste voll Energydrinks, schmeißt sie in einen Fiat Panda und tritt selbst den Roadtrip von Wien in den Südosten an.

Nicht nur der Leser findet diese Idee am Anfang seltsam, auch Lorenz selbst ist alles andere als überzeugt von dem Vorhaben seiner Tanten, aber was tut man nicht alles für die Familie. Eine Familie, die schrulliger wohl kaum sein könnte. Im Laufe des Buches lernt man jeden einzelnen der Charaktere kennen und lieben und man versteht durch die immer wiederkehrenden Rückblicke auch, warum diese so sind, wie sie nun mal sind.

Der ständige Wechsel zwischen Gegenwart und verschiedensten Vergangenheiten hilft ungemein, um die Charaktere kennenzulernen und um sich mit der Familie Prischinger verbunden zu fühlen. Auch der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und gespickt mit reichlich Wiener Schmäh.

Alle Fragen, die anfangs im Raum standen, wie "Was ist mit Nenerl passiert?", "Was hat es mit den Bären in dem Buch auf sich?" und natürlich "Was ist den Prischinger Schwestern in ihrem Leben widerfahren, dass sie an diesem Punkt angekommen sind?" werden ausnahmslos geklärt und lassen den Leser mit einem ruhigen und seligen Gefühl zurück. Allerdings schaut man auch ein bisschen wehmütig zurück und möchte das Buch gar nicht aus der Hand legen, da einem diese unfassbar berührende Geschichte sehr ans Herz wächst.